Mystik & Thomasevangelium – Nr. 101 – Die Göttliche Mutter
Der Vers - Die Göttliche Mutter
„Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst, so wie ich es auch tue, kann nicht mein Jünger werden und wer seinen Vater und seine Mutter wie ich liebt, wird nicht mein Jünger werden. Denn meine Mutter liebe ich nicht, sondern meine wahre Mutter, denn sie gab mir das Leben.“
Kommentar
Dieser Spruch meint im ersten Satz die leiblichen, im zweiten die geistigen Eltern. Natürlich fordert Jesus keinen Hass gegen Blutsverwandte im Sinne, wie wir das Wort heute verstehen, sondern er meinte damit das Nicht-Anhängen, wobei er aus sich selbst als Beispiel hinwies.
Höher als der leibliche steht der geistige Vater - die Gottheit - und höher als die leibliche Mutter steht die geistige Mutter - der heilige Geist, aus dem wir wahrhaft hervorgingen und leben. Dass mit der "wahren Mutter" der Heilige Geist gemeint ist, geht aus einem anderen zitierten Herrenwort hervor:
Jetzt ergriff mich meine Mutter, der Heilige Geist, und trug mich auf den Berg Tabor.
Jesus erinnert seine Jünger damit an den heiligen Berg der Verklärung mit der Verheissung, dass alle, wie damals die Jünger, die mit Jesus auf dem heiligen Berge weilten, zum inneren Licht erwachen werden, das scheinet an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in ihren Herzen.
Damit uns das zuteil werde, gilt es der wiederholten Mahnung Christi zu folgen, die uns von Pseudo-Cyrian überliefert ist:
Betrübet nicht den Heiligen Geist, der in euch ist, und löschet nicht das Licht, da in euch leuchtet!