Männer im Gebet und Meditation – Sterben lernen mit dem Grossvater, Vater und Sohn – Weisheit – Logos

Männer im Gebet: Im Zen Kloster in Japan und Korea rezitierten wir Mönche die Gebete jeden Tag gemeinsam für mehrere Stunden. Da in den Klöstern immer noch die orale Tradition des Wissenstransfers bewahrt wird, bedeutete dies, dass die Novizen einerseits die Gebete beim gemeinsamem laut Vorlesen auswendig lernten. Andererseits die Mönche beim rezitieren simultan die Bedeutung genau untersuchten und gleichzeitig darüber meditierten um diese zu verwirklichen. Dies war das Studium in den Klöstern.

Im kleinen und eisigen Dachstock meines Elternhauses (gebaut 1770) in Einsiedeln, habe ich in einer verstaubten Schachtel die Gebetbücher meiner Urgrosseltern und Grosseltern gefunden. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinen Vorfahren.

Mütter geben Leben und Väter zeigen die Richtung. Nur so können wir das richtige Leben verwirklichen. Die Mütter geben uns das Leben, Väter zeigen uns wie man stirbt, also die Richtung. Ohne Väter wuchert das Leben unkontrolliert in alle Richtungen. Mit einem Fuss im Chaos, mit dem anderen in der Ordnung. So harmonisiert das Leben und Sterben und wir manifestieren ein wahrhaft sinnvolles Werk. Akzeptiere den Schmerz, aber nicht die Schuld! So sei es! (Vater Reding)

Männer im Gebet - Das Gebetbuch meines Grossvaters

Ich will, dass die Männer an jedem Ort reine Hände zum Gebet erheben. (1. Tim. 2,8.)

Wer richtig denkt, den führt der Verstand sicher zu Gott. Und wer Gott gefunden hat, dem ist die Pflicht des Gebetes selbstverständlich. Denn Gott als Herrn, seine Gerechtigkeit, Allmacht und Güte anerkennen, das ist der tiefere Sinn des Gebetes.

Oder anders gesagt: Die Grundlage jedes Gebetes ist das Bekenntnis unserer Abhängigkeit, Unzulänglichkeit und Hilfsbedürftigkeit vor Gott. Ein vernünftiges Geschöpf kann seinen Schöpfer nicht anders begegnen.

Aber jeder betende Mensch weiss, dass dieses lebendige Verhältnis zu Gott erarbeitet werden muss. Der Mann betet anders als das Kind. Auch sein Gebet wird bewusster, tiefer, das Reden eines erwachsenen Menschen mit Gott. Ebenfalls, weil auch der Glaube bewusster, tiefer und erwachsen wird. Wie oft geschieht es aber, dass gerade dieses Stück am meisten zurückgeblieben, unentwickelt ist, das wichtigste Stück eines Menschen, vor allem eines Mannes.

Das Gebetbuch

Ein Gebetbuch will helfen. Es kann aber nicht die Arbeit und die Aufmerksamkeit ersetzen. Man muss sie selbst leisten. Das rein mündliche Gebet ist tot, ist Gott gegenüber eine Ehrfurchtslosigkeit, wenn dazu nicht die Seele kommt. Die Erhebung zu Gott. Andächtig sein, heisst aufmerksam sein auf die Worte oder auf den Sinn dessen, was man sagt.

Wir wollen die wertvolle Hilfe im Gebet nicht vergessen: Jesus Christus selbst. Er hat gesagt, wir sollen in seinem Namen beten. Wir sollen uns beim himmlischen Vater auf ihn berufen, auf seine Verdienste, weil er nach St. Paulus "immer für uns Fürsprache einlegt". Er gibt unserem Gebet alles, was ihm fehlt, wenn es mit gutem Willen und in seinem Namen verrichtet wird.

Was heisst aber das, wenn der Herr will, das wir beten sollen ohne Unterlass? Das kann nur diesen Sinn haben, dass Gebet und Arbeit überhaupt alles, was wir tun, Gottesdienst sein soll, ein ununterbrochener Umgang mit Gott. Die gute Meinung, alles zum Dienste Gottes zu machen, macht auch alles zu Gebet im weitesten Sinne des Wortes. Der ist der rechte Mann, der in allem Gottesdienst hält. Sein Tag ist ganz erfüllt und sein Abend eine reiche Ernte.

Willen Gottes und Beharrlichkeit

Und noch zwei Dinge gehören hierher: Ergebung in den Willen Gottes und Beharrlichkeit. Kein Gebet ist verloren. Aber wir müssen uns nicht wundern, wenn nicht alles so erfüllt wird, wie wir es wünschen. Das Gott tut, ist gut, nicht aber alles, was wir als gut ansehen. Da müssen wir uns dem Willen Gottes ergeben und beharrlich weiter beten.

Wer sich die nötige Zeit nimmt und auch die äussere Haltung nicht übersieht, der hilft seinem Gebet, dass es gut wird, ein Gebet der Seele und des Leibes.

Hören wir noch zwei Frauen, die im Gebet grosse Erfahrung hatten

Wer sich ins Gebet begibt, muss sein wie ein Ackersmann. Er darf zur Zeit des Sommers und des guten Wetters nimmer müde werden, damit er Unterhalt hat zur Zeit des Winters und der Regenstürme. Er soll Vorrat haben, dass er leben kann und nicht Hungers sterbe. Denn wir müssen gefasst sein auf das grosse Unwetter Tod und Gericht. (Theresia von Avila)

 

Unser Herr sprach zu mir: Bete von ganzem Herzen, innerlich, auch wenn es dir nicht recht schmecken will! Es ist nützlich genug, auch wenn du es gar nicht spürst, auch wenn du nichts siehst und meinst, du könntest es nicht. Denn die Trockenheit und Leere, in Krankheit und Schwäche gefällt mir dein Gebet gar wohl, obschon du meinst, du habest nichts davon. All dein lebendiges Beten liegt vor meinen Augen. (Juliana von Norwich)

Männer im Gebet - Grossvaters Gebetbuch