Mystik & Thomasevangelium – Nr. 103 – Starksein von Innen Her

Der Vers - Starksein von Innen Her

Jesus sagte: „Lobet jene, die wissen, wo die Rebellen angreifen werden. Sie können kommen, eindringen und ihren königlichen Bestand mitnehmen, und seid gewappnet, bevor die Rebellen kommen.“

Kommentar

Am Anfang des Weges nach innen steht die Übernahme der Herrschaft über die äusseren Sinne und die nach aussen gerichteten Gedanken und Wünsche.

Denn das innere Auge und Wahrnehmungsvermögen öffnet sich erst, wenn die äusseren Augen geschlossen sind. Gleichermassen entfaltet das innere Ohr sein Hörvermögen für die innere Stimme erst, wenn die Aussenstimmen schweigen.

Um einzuatmen, um die Intuitionen des inneren Menschen aufzunehmen, muss man erst ausatmen, was der äusseren Wirklichkeit zugehört, und den Atem anhalten, innerlich stille halten, gelassen, leer und empfangsbereit sein.

Vom Standpunkt des inneren Christentums sind jene, die nur ihre äusseren Sinne zu gebrauchen wissen, noch Schlafende oder Tote, weil sie am wirklichen Leben und Sein noch nicht teilhaben. Erst wenn sie zu sich selbst erwachen und ihre Innensinne sich auftun, erkennen sie, dass das wahre Licht und Leben innen ist.

Nach aussen schauend, lernen wir ohne Augen sehen. Nach innen lauschend, lernen wir ohne Ohren zu hören. Nach innen schreitend, lernen wir ohne Füsse gehen. Nach innen wirkend, lernen wir ohne Hände handeln. Hier ist nicht das Ich und sein Körperwerkzeug tätig, sondern das Selbst und sein Geistleib und - dahinter - das All-Selbst der Gottheit.

Es ist ein Ruf zum Wachsamsein und Starksein von innen her:

Die Räuber, die in die Seelenburg eindringen, uns berauben und in die Gefangenschaft führen können, sind die niederen, weltlichen, weltlichen, gottfernen Gedanken und Wünsche, die durch die äusseren Sinne in das Bewusstsein und von dort in die Seele dringen, sie beirren und schwach machen, so dass sie den Einflüssen der Aussenwelt erliegen und ihnen zum Opfer fällt.