Mystik & Thomasevangelium – Nr. 105 – Geheimnis des Einsseins

Der Vers - Geheimnis des Einsseins

Jesus sagte: „Wer den Vater und die Mutter erkennt, wird Sohn einer Hure genannt werden.“

Kommentar

Dieses an den vorigen Spruch einerseits und an eine Verunglimpfung Jesu durch die Juden andererseits anknüpfende Wort unterstreicht abermals, worin sich der Erwachte von den Unerwachten unterscheidet, die ihn nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, wenn er von seinem Einssein mit dem Vater spricht und sich auf ihn beruft, sondern ihn fragen: "Wo ist dein Vater?" Jesus antwortete ihnen: "Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Ihr seid von unten, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt."

Dieser Zurückweisung suchen die Juden mit dem Einwand zu begegnen: "Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater, Gott", worauf Jesus erwiderte: "Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin von Ihm ausgegangen... Ihr kennt Ihn nicht; ich aber kenne ihn."

Erkennen und kennen kann den Vater nur, wer mit ihm eins ist.

Die Unerwachten, die weder den Vater noch die Mutter - den heiligen Geist, durch den der Mensch wiedergeboren wird - kennen und nichts vom Geheimnis des Einsseins wissen, bezeichnen den Erwachten, weil er sich auf seine göttliche Geburt beruft, spöttisch als unehelich.

Sie begreifen nicht, dass Er, der Ich-Entwordene, von irdischer Bindung frei und ohne Sünde ist. Eben dies stellt das obige Herrenwort fest: Die Unerwachten verstehen den Erwachten und sein Einssein mit dem Einen nicht, weil sie noch entzweit sind, weil sie weder mit sich selber eins sind noch mit dem Vater.