Mystik & Thomasevangelium – Nr. 109 – Schatzgräber Sein!

Der Vers - Schatzgräber Sein!

Jesus sagte: „Das Königreich gleicht einem Menschen, der in seinem Acker einen versteckten Schatz trug, aber von dem er nichts wusste. Nachdem er gestorben war, v ererbte er es seinem Sohn. Dieser wusste davon nichts, nahm das Feld und verkaufte es. Und der, der es gekauft hatte, pflügte es und fand den Schatz. Er begann, Geld gegen Zinsen zu verleihen an die, die er wollte.“

Kommentar

Der Schlüssel liegt bei diesem Gleichnis im letzten Wort. Den Unerwachten ist die Fülle des Reiches Gottes, wie der verborgene Schatz auf dem Acker, noch unbewusst. Obwohl sie reicher sind, als sie ahnen, sterben sie dahin, ohne von ihrem inneren Besitz zu wissen und ohne ihn ans Licht zu fördern und zu münzen. Sie pflügen den Acker nicht, sie wenden sich nie nach innen - und erkennen darum nicht unter der Oberfläche des äusseren den inneren Menschen und in ihm den Schatz, den allerinnersten Menschen, Christus, ihr göttliches Selbst.

Und gleichermassen ihre Kinder und Nachfahren - bis einer kommt, der das Feld des Lebens nicht brachliegen lässt, sondern es weise bearbeitet: plötzlich findet er, immer tiefer dringend, den verborgenen Schatz und erlangt damit einen Reichtum, der den Wert des Feldes, d.h. aller Reichtümer der äusseren Welt, unendlich übersteigt.

Das Gleichnis will uns Mut machen, Schatzgräber zu werden und den Reichtum, der in uns angelegt ist, zu heben. Wir können es, wenn wir uns besinnen und, statt in der Welt auf- und unterzugehen, ihr wie uns selbst auf den Grund gehen, bis wir auf den Schatz stossen und, zu uns selbst erwachend, unserer inneren Kraft und wirklichen Grösse bewusster werden.

Ringsum leben Menschen, haben Augen - und sehen nicht. Andere sind blind - und sehen. Ringsum leben Menschen, haben Ohren - und hören nicht. Andere sind taub und hören. Ihnen ergeht es wie Beethoven, den seine Ertaubung um so hellhöriger werden liess für die Harmonien der inneren Welt und fähiger, die höchsten Gipfel schöpferischen Menschentums und künstlerischer Genialität zu erklimmen. Er war taub - aber ein Horchender, dem Musik höhere Offenbarung vermittelte als alle Weisheit und Philosophie und der von sich bekennen durfte:

Höheres gibt es nicht, als der Gottheit sich mehr als andere Menschen zu nähern und von hier aus die Strahlen der Gottheit unter das Menschengechlecht zu verbreiten.