Mystik & Thomasevangelium – Nr. 111 – Ewiges Sein

Der Vers - Ewiges Sein

Jesus sagte: „Die Himmel und die Erde werden sich in eurer Gegenwart aufrollen und derjenige, der von den Lebendigen lebt, wird weder Tod noch Furcht sehen.“ Sagte nicht Jesus: „Wer sich selbst findet, der beherrscht die Welt.“

Kommentar

Solange einer dem äusseren Dasein, der Welt, verhaftet ist, vergeht er mit ihr und leidet notwendig unter dieser Vergänglichkeit. Sowie er zum Leben erwacht, zum inneren Halt, dem lebendigen Christus in ihm, gefunden hat, enthüllen Himmel und Erde ihm ihre Vergänglichkeit und die Wesenlosigkeit ihrer Güter. Dann weiss er: Himmel und Erde werden vegehen, aber das göttliche Wort, der Logos, Christus in mir, war, bevor Himmel und Erde wurden, und wird sein, wenn sie nicht mehr sind.

Wer von dem Lebendigen lebt, wer das Wort, das im Anfang war und bei Gott war und das Gott ist, in sich weiss und aus ihm lebt, anders gesagt, wer sich selbst findet, wer zu seinem göttlichen Selbst erwachte und von neuem geboren ward aus dem Geist, der schaut das Reich Gottes und bleibt vom Vergehen der äusseren Welt, ihrer Formen und Güter, ungeschmälert und unberührt. Denn alles Dasein in ihr ist dem Wandel und Vergehen unterworfen; er aber weiss sich als Träger ewigen Seins und Überseins.