Mystik & Thomasevangelium – Nr. 27 – Der Weg nach Oben

Der Vers - Der Weg nach Oben

„Wenn ihr euch nicht der Welt entzieht, werdet ihr niemals das Königreich finden. Wenn ihr den Sabbat nicht feiert wie den Sabbat, werdet ihr den (wahren) Vater nicht sehen.“

Kommentar

Wenn ihr euch nicht der Welt enthaltet, werdet ihr nicht das Gottesreich finden. Das Reich, der Himmel, ist inwendig in euch. Und wenn ihr nicht wiedergeboren werdet, werdet ihr nicht das Himmelreich erlangen.

Mag einer tausendmal falsch gewählt und gefehlt haben, der Weg nach oben, ins Lichtreich Gottes, steht ihm jederzeit offen. Die Liebe des Ewigen ist keinem näher als dem Irrenden, der nach Wahrheit und Gutsein dürstet. Der Weg nach oben ist ein Weg nach innnen, an dessen Eingang es gilt, Augen und Ohren den Bildern und Stimmen der Welt zu verschliessen, damit die inneren Sinne erwachen und der Gegenwart des Reiches Gottes innewerden.

Weltenthaltung

Weltenthaltung bedeutet nicht, dass wir Welt und Leben verneinen und bedürftig und besitzlos leben. Diese Welt ist eine Schule für alles, was lebt. Eine Hochschule und Entfaltungsstätte für werdende Götter. Dass wir in ihr verkörpert sind, zeigt an, dass wir hier vieles zu lernen und die Aufgabe haben, das Leben dort, wo es uns entgegentritt, zu meistern und zugleich uns selbst fortschreitend zu vervollkommnen. Dazu sollen uns alle Mittel dieses Lebens dienen.

Weder Weltverzicht noch Besitzlosigkeit fordert Christus, sondern Besitzüberlegenheit und selbstüberwindende Weltenthaftung, also Freisein von Besitzbesessenheit und Weltverhaftung. Der Christ lebt in der Welt, ohne von ihr abhängig zu sein. Er schreitet mit den Füssen über die Erde und lebt mit dem Herzen im Himmel, und zwar nicht nur sonntags, sondern allzeit.