Mystik & Thomasevangelium – Nr. 30 – Göttliche All-Gegenwart
Der Vers - Göttliche All-Gegenwart
Jesus sagte: „Wo es drei Götter gibt, da sind die Götter. Und dort, wo zwei einer ist, da werde ich sein.“
Kommentar
Meditative Besinnung macht den Sinn des Wortes deutlich: Die Vielen suchen nach Selbstbestätigung in der Masse und versammeln sich lärmend, um sich zu zerstreuen. Die Wenigen gehen, statt dem Sog der Vermassung zu folgen, in die Stille, um sich zu sammeln, den eigenen Weg zu erkennen und ihm zum Einssein mit dem Einen zu gelangen.
Den Mut dazu gibt ihnen die Einsicht, dass, wo immer einer allein ist und sich auf seine All-Einheit besinnt, die Gegenwart Christi als seines inneren Helfers und Höherweisers ihm von Mal zu Mal lebendiger gewiss wird. Wenn er sich mitteilt, tut er es, um zu helfen und immer mehr Herzen mit der frohen Gewissheit zu erfüllen, dass, was fern und unerreichbar schien, zum Greifen nahe und dem Gottergriffenen überall und jederzeit unmittelbar gegenwärtig ist.
Auch wo zwei im Bewusstsein der göttlichen Allgegenwart beisammen sind, schliesst Gott als der Dritte den Ring. Um dessen gewiss zu werden, gilt es, sehen zu lernen. Der Sehende gewahrt Gott in allem; in jedem Stein, jeder Blume, jedem Auge, jeder Berührung. Ihm ist Gott in allem zunächst. Wenn er Holz spaltet, ist Gott zugegen. So ist jedem recht Schaffenden in seinem Werk zugleich Schöpfer gegenwärtig. Der Sehende weiss es und übt darum das Tun durch Nicht-Tun; indem er gelassen Gott durch sich wirken lässt, ist alles wohlgetan.