Mystik & Thomasevangelium – Nr. 35 – Wach Sein und Wagen!
Der Vers - Wach Sein und Wagen!
Jesus sagte: „Man kann nicht in das Haus eines starken Menschen eindringen und es mit Gewalt einnehmen. Es sei denn, er bindet seine Hände selbst, erst dann kann er ausgeraubt werden.“
Kommentar
Nur wer seines Selbstes gewiss und mit sich selber eins ist, ist stark und kann nicht von den Kindern der Welt abgelenkt und missleitet, überrumpelt, gefesselt und seines Reichtums und seiner inneren Kraft beraubt werden. Er wagt es, sich ganz und ausschliesslich auf die Kraft und Hilfe von oben zu verlassen. Und solange er aus dem Geiste lebt, sich von seinem inneren Führer leiten und Gott durch sich wollen und wirken lässt, bleibt er allen Gewalten der Welt überlegen.
Aber die meisten wagen es nicht, hier den letzten Schritt zu tun. Sie glauben wohl an die innere Kraft und die Hilfe von oben, rufen sie auch in Notzeiten inbrünstig an. Im täglichen Leben und solange alle gut geht, verlassen sie sich jedoch weit mehr auf äussere Güter und Hilfen, statt im Gewisssein der Hilfe von innen wagewillig zu handeln. Ihnen gilt das weitere mahnende Herrenwort:
Warum wagst du nichts auf meinem Wege? Dir ist nicht offenbar, dass bei mir die Kraft und das Schwert ist.
Christus fordert von uns das Wagnis des Gangs in den eigenen Grund, der Heimkehr zum Licht. Auf diesem Wege braucht keiner zu fürchten, dass die Dämonen der Finsternis ihn schrecken, verwirren und zum Absturz bringen könnten.
Am Ende des Weges nach innen werden wir selbst zum Licht, zum Spiegel, in dem wir unser grösseres Selbst erblicken, zum Tor, jenseits dessen wir zur Selbstverwirklichung schreiten und uns selbst zum Wege werden.