Mystik & Thomasevangelium – Nr. 36 – Hinwendung zum Wesentlichen

Der Vers - Hinwendung zum Wesentlichen

Jesus sagte: „Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, was ihr essen oder für Kleidung tragen werdet. Ihr seid viel besser als die Lilien, die weder kratzen noch herumwirbeln. Wenn ihr keine Kleidung habt, was werdet ihr dann anziehen? Wer mag eurer Statur etwas beisteuern? Die Ganzheit wird euch eure Kleidung geben.“

Kommentar

Was Christus damit ausspricht, ist eine Wiederholung der gleichen Mahnung, über dem Äusseren und Zeitlichen nicht das wesentlichere Innere und Ewige zu übersehen und zu versäumen, mit dessen Gewinnung alle anderen Sorgen und Probleme des Alltags von selbst - vom Selbst her - ihre Lösung finden.

Bittet um das Grosse, so wird euch das Kleine dazu gelegt werden; bittet um das Himmlische, so wird euch das Irdische dazu gegeben.

Bettler erflehen kleine Gaben. Wer um seine Gotteskindschaft weiss, wird um das Grosse bitten, das sein Erbe ist. Um das Bleibende, das Himmlische - im Gewisssein, dass ihm das Geringere, das Irdische, dazu gegeben wird.

Da sorgen und grübeln die Unerwachten am Tage und in den Stunden der Nacht: "Werde ich morgen, im nächsten Jahre und im Alter das Nötige zum Leben haben?" - und verdunkeln damit das Heute und die Zukunft.

Aber der Weise, sein Verlangen ist darum Trachten nach dem Wesentlichen und Unvergänglichen - nach dem Reich Gottes und seiner Ordnung. Sein Gebet ist Danksagung für die immerwährende unsichtbare Führung und Förderung. Eben diese Hinwendung zum Wesentlichen und die dankbare Gesinntheit bringt die Quellen der Fülle zum Fliessen und leiten den im Gewisssein des inneren Halts sich recht Verhaltenden zu immer höheren Stufen des Seins und Erkennes wie des Wohlseins und Wohlergehens.