Mystik & Thomasevangelium – Nr. 37 – Vom Wahren Freisein

Der Vers - Vom Wahren Freisein

Seine Jünger sagten: „An welchem Tag wirst du uns erscheinen und an welchem Tag werden wir dich sehen?“ Jesus sagte: „Wenn ihr eure Scham nackt gemacht habt ohne euch zu schämen und sobald ihr eure Kleider nehmen und unter eure Füsse legt und sie, wie die kleinen Kinder, auf sie herumtrampelt, dann werdet ihr den Sohn des lebendig gewordenen Einen sehen und ihr werdet euch nicht länger fürchten.“

Kommentar

Solange einer sich um äussere Dinge sorgt, verewigt er seine Unruhe und Not. Sowie er hingegen zuerst für sein inneres Wachsein und Wachstum sorgt, nimmt er innerlich und äusserlich zu und bleibt von Sorgsucht frei. Gott gibt ihm, was er braucht. Seine innere Führung leitet ihn bei seinem täglichen Werk unmerklich so, dass ihm alle Dinge und Bedingungen zum Besten dienen.

Wann das geschieht? Wann dies Geführtsein von innen her offenbar wird? Von dem Augenblick an, wo wir entkleidet und nackt, ledig und frei sind vom Haften am Vergänglichen, wo wir nicht mehr aus dem Ich und der Körperhülle und ihren Bedürfnissen und Wünschen, sondern unverhüllt und uneingeschränkt aus dem Geiste leben und uns nicht scheuen, unser ganzes Vertrauen einzig auf Gott zu richten und alles von ihm zu erwarten.