Mystik & Thomasevangelium – Nr. 41 – Die Offene Hand
Der Vers - Die Offene Hand
Jesus sagte: „Wer etwas in seiner Hand hält, dem wird gegeben werden, und jener, der nichts hat, dem wird man auch das Wenige nehmen, das er hat.“
Kommentar
Der eigentliche Sinn tritt am deutlichsten bei Thomas hervor, und zwar in dem Wort: "Wer in seiner Hand hat."
Wer die ihm anvertrauten Kräfte und Gaben betätigt, sie dadurch mehrt, durch rechtes Denken und Handeln andere Wesen beglückt und bereichert, dem wird grössere Kraft und Fülle gegeben werden, so dass er um so reicher wird, je mehr er gibt.
Wer hingegen das, was er hat, für sich behält, keine anderen Wesen daran teilhaben lässt, also - vom Geist des Lebens aus gesehen - 'nicht hat', dem wird auch das genommen werden, was er zu besitzen wähnt und halten zu können glaubt. Denn Kräfte und Gaben, die nicht im Dienste des Guten betätigt werden, verkümmern, vesiegen und verschwinden. Die offene Hand ist das Kennzeichen der zur Wirklichkeit und Fülle des Lebens Erwachten und aus ihr Schöpfenden, während die geschlossene Hand sich selbst vom Geben wie vom Empfangen ausschliesst.
Diese Einsicht wird durch den bedeutsamen 6. Spruch vertieft, der von der Flüchtigkeit dessen handelt, was der Nicht-Geben-Wollende zu halten und zu besitzen glaubt.