Mystik & Thomasevangelium – Nr. 44 – Erneuerung durch den Geist
Der Vers - Erneuerung durch den Geist
Jesus sagte: „Wer über den Vater lästert, dem wird man vergeben, und wer über den Sohn lästert, dem wird man verzeihen, doch dem, der über den Heiligen Geist lästert, dem wird man nicht verzeihen, weder auf der Erde noch im Himmel.“
Kommentar
Zur Verdeutlichung dieses zunächst paradox klingenden Wortes sei auf dessen Fassung in anderen Evangelien verwiesen:
Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, nicht aber die Lästerung wider den Geist. Wer etwas wider des Menschensohn redet, dem wird es vergeben; aber wer etwas wider den heiligen Geist redet, dem wird es nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.
Dies deshalb, weil der heilige Geist, das innere Licht, den Zugang zum göttlichen Funken, zum Christus in uns, und damit zum Vater bildet. Solange wir ihn verkennen und verleugnen, schliessen wir uns selbst vom Reiche Gottes aus und kommen ihm weder in dieser noch in der anderen Welt näher.
Von diesem heiligen Geiste, der uns erleuchtet und uns die Bahn frei macht für das, was über die Erleuchtung hinausgeht - die Einswerdung - hat Christus immer wieder gesprochen.
Zukunft der Menschheit
In seiner Rede von der Zukunft der Menschheit mahnt er die Seinen, sich nicht zu fürchten und zu sorgen, was sie reden werden, sondern sich von innen her leiten und erleuchten zu lassen:
Was euch zu der Stunde eingegeben wird, das redet. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern der heilige Geist.
Die Erleuchtung durch den Geist wird denen zuteil, die Gott darum bitten, und sie werden sie - gleich des Jüngern Jesu am Pfingsttage - als Ausgiessung des Heiligen Geistes erfahren, sie werden die Kraft des Heiligen Geistes in sich wissen und seine Gaben empfangen, so dass sie sehend werden wie die Apostel.
Erst in diesem Erfüllt- und Geleitetsein durch den Geist wird uns die Liebe Gottes offenbar, wie es Paulus empfand:
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Her durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist. Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist!
Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes in euch, weil ihr euch damit von der Fülle des Reiches Gottes ausschliesst, sondern lernt, aus dem Geiste zu leben, damit ihr selig werdet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung durch den heiligen Geist.
Kehret zur Wahrheit um und sündigt nicht mehr, damit ihr die Herrlichkeit der Gerechtigkeit ererbt, die als Kraft des Geistes und der Unvergänglichkeit im Himmel ist.
Gerechtigkeit, Kraft und Unvergänglichkeit werden uns zuteil nach dem Masse unserer dienenden Liebe. In ihr offenbaren wir, wie weit der lebendige Mensch in uns erwacht ist, wie weit der Geist Christi in uns lebendig ist und durch uns wirkt. Jede Tat dienender Liebe auf dem Wege der Selbstvollendung löst höhere Einweihungen aus.