Mystik & Thomasevangelium – Nr. 56 – Welterkenntnis
Der Vers - Welterkenntnis
Jesus sagte: „Wer immer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam entdeckt, und wer auch immer einen Leichnam dieser Person entdeckt haben mag, dessen ist die Welt nicht mehr würdig.“
Kommentar
Wer die Welt in ihrer Vergänglichkeit durchschaut hat, der weiss, dass sie einem toten Gehäuse gleicht, an dem nur die Unerwachten haften, die noch nichts vom Geist des Lebens wissen, der diesem Gehäuse erst Inhalt und Leben gibt. Der Erwachte hingegen durchschaut den Trug der Sinne und weiss, dass die Dinge der Aussenwelt leere Hüllen ohne Dauer, weil ohne Eigen-Sein, sind.
Dass die Welt dem, der sie durchschaut hat, nichts geben kann, weil er das besitzt, was mehr ist als die Welt, was an Wert und Dauer alle äusseren Güter übersteigt; sein göttliches Selbst, das vor dem Werden der Welten war, und das All-Selbst der Gottheit, aus dem Universen hervorgingen und in das sie am Ende zurückkehren. Er weiss, dass alles, was Unerwachte und Halberwachte sehnsuchtsvoll suchen, bereits in ihm ist, und dass des Erwachten Rat zu recht besteht:
Wer da sucht den Gral - und ihn nicht fand, der such ihn nicht länger in fremden Land. Denn sieh, er trägt ihn unerkannt geheimnisvoll in der eignen Hand.