Mystik & Thomasevangelium – Nr. 6 – Rechte Haltung
Der Vers - Rechte Haltung
Seine Jünger fragten ihn und sagten zu ihm: „Willst du, dass wir fasten? Wie sollen wir beten? Sollen wir Almosen geben? Welche Speisenordnung (Diät) sollen wir einhalten?“ Jesus sagte: „Lügt nicht und tut nicht das, was ihr hasst, weil alles ist im Angesicht des Himmels enthüllt; denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird und es gibt nichts Verhülltes, das bleiben wird, ohne enthüllt zu werden.“
Kommentar
Manche meinen, wie Jesu Jünger es zeitweise taten, dass zum inneren Wachstum eine bestimmte Lebens- und Ernährungsweise, Fasten, Selbstkasteiung und bestimmte Gebetsweisen erforderlich seien. Aber wer aus dem Geiste lebt, bedarf dieser äusseren Dinge und Regeln nicht.
Missversteht meine Worte nicht
Nicht, was ihr tut, ist wesentlich, sondern warum ihr es tut, wie ihr dabei gesinnt seid, wohin euer Blick gerichtet ist; nach aussen oder nach innen. Eure Fragen sind darum falsch gestellt. Nicht um euer leibliches Verhalten geht es, sondern um die geistige Haltung, die euer Tun oder Nichttun erst sinnerfüllt macht. Prüfet darum ob, was ihr tun wollt, eurem inneren Wesen entspricht und eurem geistigen Wachstum dient.
Seid aufrichtig gegen euch selbst. Tut nichts, was eures göttlichen Selbst nicht würdig ist, was euren Blick auf irdische Dinge lenkt statt auf das Reich Gottes. Und vergesst bei eurem Tun nicht, dass Gott euch ins Herz schaut.
Fastet nicht um meinetwillen. Oder habe ich es nötig, dass ihr eure Seelen quält? Wenn es um die Gesundung des Leibes geht, ist das äussere Fasten heilsam. Leben aus dem Geiste aber meint das innere Fasten. Das Ledig- und Freisein von dem, was der Welt zugehört und nicht dem inneren Lichtwerden dient.
Es gilt die Weltsucht ohne Weltflucht zu überwinden, um schon hier und jetzt am Reiche Gottes teilzuhaben.