Mystik & Thomasevangelium – Nr. 70 – Die Drei Welten

Der Vers - Die Drei Welten

Jesus sagte: „Wenn ihr das in euch fördert, was in euch ist, wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr es jedoch nicht in euch habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch töten.“

Kommentar

Mit diesen paradox klingenden Worten ist der Lichtsucher vor die Entscheidung gestellt, sich entweder auf sein göttliches Selbst als seinen einzigen wirklichen Besitz zu stützen und aus Nichtserkenntnis, Vergänglichkeit und Leidgebundenheit gerettet zu werden - oder sich in Nichterkenntnis seines Selbstes auf sein Ich zu verlassen, das er in Wahrheit nicht besitzt, weil es ihm nur vorübergehend, aber nicht wesentlich zugehört, um mit ihm dahinzusterben.

Diese Unterscheidung zwischen dem äusseren und dem inneren Menschen, zwischen Aussenwelt und Innenwelt ist aber nur der Anfang. Bei tieferem Hinblicken erweist sich die innere Welt wiederum als ein Zweifaches, so dass wir uns in drei Welten zugleich erkennen: in der Scheinwelt, der Welt der Sinne, Dinge und Bedingtheiten, in der Wahrwelt, in der wir mehr Mensch sind als in der Aussenwelt und aus der wir wesentlich leben und unsere Kraft schöpfen, und in der Gottwelt, die die beiden anderen umschliesst und der wir durch unser göttliches Selbst, Christus in uns, angehören.

Noch tieferem Einblick offenbart sich, dass diese drei Reiche nicht voneinander getrennt und für sich bestehen, sondern einander durchdringen. Nur der Unerwachte sieht Trennung, wo in Wahrheit Einheit ist.