Mystik & Thomasevangelium – Nr. 73 – Rechte Verwirklichung

Der Vers - Rechte Verwirklichung

Jesus sagte: „Die Ernte ist zwar gross, aber die Arbeiter sind wenige, so bittet den Herrn, dass er Arbeiter für die Ernte schicke.“

Kommentar

Mit diesen und den folgenden Sprüchen setzt Christus die Hinweisungen auf das Wesentliche fort, das bisher immer nur von den Wenigen erkannt und verwirklicht wurde. Zwar glutet das unstillbare Sehnen nach dem Höheren, Vollkommeneren heimlich in aller Herzen; aber derer, die den verborgenen Funken zum Auflodern bringen, so dass es zur Erhellung und Erleuchtung von innen her und zur rechten Verwirklichung kommt, sind wenige.

Das gleiche Wort wird von Matthäus und, in anderem Zusammenhang, von Lukas wiedergegeben: einmal im Blick auf die der inneren Führung und damit der Zielklarheit ermangelnde Mehrzahl der Menschen, die "verschmachtet und zerstreut sind wie Schafe, die keinen Hirten haben"; zum andern bei der Aussendung der Jünger, die Jesus auserwählt und bestimmt hatten, die Kunde vom Reiche Gottes in alle Lande hinauszutragen und den müden und haltlosen Menschen Mut, Zuversicht und Kraft zu spenden.

Christi Wort ist ein Ruf an uns, das, was wir als wesentlich und hilfreich erkannt haben, jetzt, in der Zeit der Ernte, der aufgeschlossenen Herzen, allen Wahrheitssuchern nach unserem Vermögen in Wort, Schrift und Tat bewusst zu machen, damit aus auf der noch dunklen Erde lichter werden und immer mehr Menschen des inneren Halts, der inneren Führung, des inneren Trösters, Helfers und Erlösers inne werden und zur höchsten Verwirklichung, zur Selbstverwirklichung, finden, zur Erkenntnis ihrer wirklichen Grösse, Bestimmung und Macht als Kinder Gottes, zur Sinnerfüllung ihres Lebens und zur Verwirklichung des Reiches Gottes wie innen so auch aussen - im Umkreis ihres täglichen Lebens.