Mystik & Thomasevangelium – Nr. 75 – Der Neue Geist

Der Vers - Der Neue Geist

Jesus sagte: „Es gibt viele, die an der Tür stehen, aber jene, die allein gekommen sind, werden in das Brautgemach eintreten können.“

Kommentar

Die noch vor der Tür stehen, sind die der Welt Zugewandten, die noch Unerwachten, die bei allem Mühen oft ein Leben lang keinen Schritt vorwärts auf das Tor der Vollendung und Selbstverwirklichung hin tun.

Die Wenigen hingegen, die im Erwachen stehen, wenden sich nach innen, finden zum Alleinsein mit sich selbst und mit Gott und schreiten weiter zum Einssein. Sie sind es, die die mystische Hochzeit erleben: Die Einswerdung der Seele mit ihrem Bräutigam, Christus, dem göttlichen Licht, die in er unio mystica endet, dem Einssein mit dem Vater.

Die Einsamen, sind die Stillen im Lande, die vom Neuen Geist Berührten und Erfüllten, die aus dem Geiste Lebenden, die Mystiker, die den innersten Sinn des Christentums begriffen haben: die Wegweisung zum Einswerden mit Christus im Innern.

Sie werden selig genannt, weil sie zum Reiche Gottes heimfinden, aus dem sie einst, im Anfang allen Werdens, herabgestiegen sind. Sie sind von jenem lebendig machenden neuen Geist erfüllt, von dem schon die Weisen und Propheten des Alten Testaments erfüllt waren und kündeten, von David:

Schaff in mir, Gott, ein lichtes Herz und gib mir einen neuen Geist.

Dieser neue Geist ist heute daran, in die Menschheit einzuziehen. Die Kinder des Wassermann, die aus Wasser und Geist Wiedergeborenen, werden ihn in alle Welt hinaustragen und immer mehr Menschen mit diesem neuen Geist der inneren Einheit und Gottunmittelbarkeit erfüllen und ihnen damit die Möglichkeit erschliessen, nicht mehr vor der Tür stehen zu bleiben, sondern das Tor zur Vollendung zu durchschreiten.