Mystik & Thomasevangelium – Nr. 77 – Das Licht des Alls

Der Vers - Das Licht des Alls

Jesus sagte: „Ich bin das Licht, das über allen Dingen steht. Ich bin Eins: aus mir ist alles hervorgegangen und zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und
ihr werdet mich dort finden.“

Kommentar

Wenn er sagt: "Ich bin das All", meint er nicht das sichtbare Universum, das strahlende Sternenkleid der Gottheit, sondern den lebendigen Geist, der das All bewegt und sich hinter dem sichtbaren Kosmos verbirgt. Aus ihm ist das Lichtermeer des Alls, die sichtbare Manifestation des Urlichts, hervorgegangen, kehrt am Ende aller Weltentage zu ihm zurück und ist, in Wirklichkeit, schon hier und jetzt zu ihm gelangt, mit ihm eins.

Dieses Wort ist nicht die Kommentatoren meinen, ein Zeichen dafür, dass Thomas Pantheist sei. Denn es setzt eindeutig Christus, das Licht der Welt, nicht dem All gleich, sondern zeigt vielmehr, das Thomas, wie alle Mystiker und Erwachten, Panentheist ist, der Gott in allem und im All und zugleich über allem und über dem sichtbaren All sieht als den lenkenden Gott.

Er sieht Gott im All in seinen unendlichfachen Offenbarungen, und er schaut zugleich das unoffenbare göttliche "Licht, das über allem ist" und das zugleich in ihm erstrahlt und ihn Christi Verheissung in der Bergpredigt als Wirklichkeit erleben lässt: "Ihr seid das Licht der Welt."

Er erkennt - wie Jacob Boehme, Meister Eckhart, Tauler und alle christlichen und ausserchristlichen Mystiker der Menschheit - Gott im Anfang des Innenlichts selbst im toten Gestein: ihm öffnet sich der Blick in das innere Leben und die innere Lichtheit aller Dinge und Wesen, die der seines eigenen göttlichen Innern gleicht, und weiss sich in diesem Lichte mit allem eins.