Mystik & Thomasevangelium – Nr. 78 – Das Innere Wort

Der Vers - Das Innere Wort

Jesus sagte: „Warum seid ihr aufs Land gezogen? Um ein Schilfrohr im Winde schwanken zu sehen? Und um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider trägt, wie eure Könige und Mächtigen? Diese tragen weiche Kleider und sie können die Wahrheit nicht verstehen.“

Kommentar

Auch dieses Wort ist ein Ruf der Besinnung, gerichtet an die noch im Erwachen Stehenden: Wisst ihr, warum ihr ins Dasein getreten seid und welches eure Aufgabe auf dem Kampffelde des Lebens ist? Ist es die, euch am Spiel der Welt zu vergnügen und mit ihm zu begnügen? Oder um dem Trug des äusseren Daseins zu verfallen und gleich den Unerwachten das anzubeten, was gross erscheint, weil es mit viel Lärm, in prächtigen Masken und vornehmen Gewändern daherkommt?

Sie führen die Heiligen Schriften an, sind aber weder Gewahrer noch Wahrer der Wahrheit, die darin verborgen ist. An sie wendet sich ein weiteres esoterisches Herrenwort:

Ihr irrt, weil ihr nicht die Wahrheit der Schriften gewahrt. Deshalb kennt ihr nicht die Wahrheit die Kraft Gottes. Warum erkennt ihr nicht den guten Grund der Schriften?

Solange einer nicht die Wahrheit der Schriften gewahrt, bleibt er ein vom Weltschlaf Umfangener und wird leicht Nachbeter fremder Meinungen. Er vermag die göttliche Weisheit, die aus gutem Grund aller heiliger Schriften der Menschheit, nämlich unmittelbar aus dem Innern der Seele kommt, nicht vom Scheinwissen der geistigen Falschmünzer, Sektierer und Schein-Heiligen zu unterscheiden.

Er irrt, wo immer er der Gefälligkeit der Worte verfällt, statt sie auf ihre Wahrheit zu prüfen, und er bleibt, ein Halb-Erwachter, in Halbwahrheiten hängen, die ihm zum Verhängnis werden, solange ihm der Prüfstein fehlt: das innere Wort, die Klarsicht aus der Kraft Gottes.