Mystik & Thomasevangelium – Nr. 84 – Seligkeit des Selbst-Erwachens

Der Vers - Seligkeit des Selbst-Erwachens

Jesus sagte: „Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr euch denen wieder anschliessen. Doch wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht mehr sterben und sich offenbaren können, wie viel werdet ihr dann ertragen?“

Kommentar

Wenn der Mensch sich als Ebenbild des göttlichen Urbildes erkennt, seiner Abstammung aus dem Licht bewusst wird, erfüllt ihn höhere Beglückung, als alle irdischen Seligkeiten ihm geben können.

Denn dann geht ihm auf, dass sein Sehnen nach dem Einssein von Innen und Aussen, das ihm, solange er nach aussen blickte, unerfüllbar schien, nur Ausdruck der geahnten Wahrheit ist, dass er tief innen ewig eins ist. Und gleichermassen erkennt er, dass er das, was er durch die äussere Vereinigung in Liebe und Ehe nur vorübergehend und unvollkommen erreicht, innerlich seit je ist. Mann und Weib in Einem.

Damit geht ihm der Sinn des alten Weisheitswortes auf:

Alles ist ewig im Innern vereint.

Die Selbsterkenntnis dieses inneren ewigen einigen Gott-Ebenbildes, das all seinen früheren Abbildern oder Verkörperungen in Raum und Zeit in gleicher Weise als ihr unvergängliches und unoffenbares Innenbild und Wesen zugrundeliegt - also selbst weder stirbt noch offenbar wird, sondern für die Verkörperung unsichtbar und ungreifbar bleibt und erst in schweigender Selbst-Besinnung erfahren wird - , ist im Beginn dieser göttlichen Transmutation verwirrend.

Denn der Blick in den Abgrund der Vergangenheit ist wie der in die grössere kosmische Zukunft am Anfang schwindelerregend und kaum tragbar - vergleichbar etwa dem Bewusstwerden der Schwerelosigkeit und allseitigen Abgründigkeit im Raume jenseits des Schwerefeldes der Erde.