Mystik & Thomasevangelium – Nr. 89 – Aussenwelt und Innenwelt

Der Vers - Aussenwelt und Innenwelt

Jesus sagte: „Warum wascht ihr das Äussere der Trinkschale? Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, der gleiche ist, der das Äussere gemacht hat?“

Kommentar

Wer sagt der Mensch sei schlecht und schwach und sündig, der sieht nur den äusseren Menschen, nicht den inneren. Wer tiefer blickt, wer ihn von innen her sieht - mit den Augen dessen, der ihn schuf - der weiss, dass der Mensch gut ist, soweit er er selbst ist, soweit er nicht aus dem äusseren Ich lebt, sondern aus seinem innersten Selbst, dem Gottkern seines Wesens.

Die Unerwachten mühen sich, die Aussenseite des Körperbechers, des Gefässes ihrer Seele, des Tempels des Geistes Gottes, der in ihnen ist, mit äusseren Mitteln rein und schön, gesund und leistungsfähig zu erhalten. Sie sehen selten die grösseren Möglichkeiten der Wandlung und Erneuerung, Heiligung und Heilung des Leibes von innen her, durch den Geist.

Vor dieser Fehlsicht will das Christuswort uns bewahren, wenn es uns auf die Innenseite, den inneren Menschen, hinweist und auf den, der ihn schuf und erhält.

Natürlich birgt das Wortspiel von Aussen- und Innenseite noch tiefere Wahrheiten, die sich dem darüber Meditierenden stufenweise erschliessen. Wer eines der Geheimen Herrenworte von Zeit zu Zeit in seinem Herzen bewegt, der erfährt, wie es ihm immer tiefere, bisher unerhellte Wahrheiten und Gewissheiten enthüllt - und Aufgaben, die auf seinem Wege liegen und von ihm gelöst werden wollen.