Mystik & Thomasevangelium – Nr. 94 – Gewissheit der Zielerreichung
Der Vers - Gewissheit der Zielerreichung
Jesus: „Wer sucht, der wird auch finden, und wer an das Innere anklopft, dem wird geöffnet werden.“
Kommentar
Christi Wort: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu ergründen", ist ein Ruf und ein Versprechen an uns alle. Denn das Reich ist in uns allen und wartet eben dort auf uns, wo wir alle eins sind: in unserer Wesensmitte, da Seelengrund und Gottesgrund ein Grund sind.
Was nottut, um dahin zu gelangen, ist die immer erneute Einkehr in uns selbst. Je tiefer wir in die Stille und Schweigen in die Urgründe unseres Wesens hinabtauchen, desto näher kommen wir der Stunde der Auferstehung Christi in uns. Der Weg dahin ist für alle gleich lang - und doch für jeden anders. Mancherlei Hindernisse stellen sich dem Einwärtsschreitenden in den Weg; aber die Erlangung des Zieles, die Selbstverwirklichung, ist jedem gewiss!
Kein Fehlschlag, kein Rückfall in überwunden geglaubte Fehler braucht ihn darum zu entmutigen; denn der göttliche Kern seines Wesens ist ihm Gewähr, dass er trotz aller Irrfahrt zur Heimat, zur Vollständigkeit gelangt.
Dies um so eher, je williger der der Mahnung des Herrenworts gedenkt, dass jede Frage ihre Stunde hat und ebenso jede Antwort: sie setzt unser ständiges inneres Wachsein voraus.
Nur so vermeiden wir den Fehler der Unweisen, die in der Stunde, da die innere Stimme ihnen antworten will, weder fragen noch lauschend nach innen geöffnet sind und darum die Antwort auf ihre Frage oder ihr Gebet nicht vernehmen, nicht wahrnehmen - und alsdann in der gleichen Stunde zweifeln und verzweifeln, in der sie Trost und Gewissheit hätten finden können.
Es lag nicht am inneren Wort, an der göttlichen Hilfe, sondern an der mangelnden Bereitschaft, von der Weisheit der inneren Führung ergriffen zu werden und die Hilfe von innen zu ergreifen. Darum Jesu Mahnung, unablässig zu suchen, bis wir gefunden haben, und die Verheissung, dass wir finden werden.