Sterben und Leben – Das ursprüngliche Gesicht – Im Dialog mit Zen Meister Myo Vong
Leben und Sterben sind die grosse Sache. Was ist dein ursprüngliches Gesicht? Das wahre Gesetz entsteht nicht und vergeht nicht. Wie oft haben wir unseren Körper transformiert; manchmal im Himmel geboren, manchmal in einem menschlichen Körper und manchmal in der Geisterwelt? Welches Antlitz wir besitzen ist bedingt durch verschiedene Transformationen und karmisches Resultat, während das Leiden und die Genüsse haben sich entsprechend hin- und hergewechselt.
Gutes Karma resultiert in der Geburt im Himmel oder im menschlichen Körper, während schlechtes Karma die Geister- und Tierkörper formt; welches auch immer wir im Moment des Todes produziert haben. Die Leiden dieser Alternationen sind endlos. Was ist nun der Grund dafür? Der Grund liegt darin, dass die Lebewesen ihre wahre Natur vergessen haben. Der Geist ist wahnsinnig. Wenn die Selbst-Natur ursprünglich klar ist, wie kommt es, dass sie nun beschmutzt ist?
Sterben und Leben
Beschmutzung, Illusionen und Hass haben den reinen Geist blockiert. Es ist wie, wenn der Mond von schwarzen Wolken verdeckt ist. Diese schwarzen Wolken sind equivalent zu den Beschmutzungen und Illusionen; der helle Mond ist der reine Geist. Darum, mit vorsichtigem Kultivieren unseres Selbst, wie die Westbrise die Wolken vertreibt, sollten wir die Wolken des Geistes vertreiben, damit unser klarer und ursprünglicher Mond gefunden werden kann. Wie finden wir ihn? Wir sehen Dinge aussen durch die Augen, wie auch immer die Leiche hat auch Augen kann aber nicht sehen. Da ist eine Sache, unabhängig der physischen Augen, welches sieht, was auch immer es sehen will.
Aber, wie genau auch immer wir versuchen herauszufinden was hier sieht, es gibt nicht eine einzige Form die gesehen werden kann. Wenn nicht eine einzige Form in diesem Moment gesehen werden kann, hat der Westwind die Wolken schon vertrieben und der helle Mond ist schon sichtbar. Wenn nicht eine einzige Form in diesem Moment gesehen werden kann, sind Liebe und Hass aufgelöst. Falls nicht eine einzige Form in diesem Moment gesehen werden kann, ist die Befreiung von Leben und Sterben schon erreicht. Oder nicht eine einzige Form in diesem Moment gesehen werden kann, ist die See des Leidens schon überquert.
Sterben und Leben
Das „Leben-und-Sterben“ der Lebewesen kommt daher, dass nur der physische Körper kontempliert wird. Leben-und-Sterben gibt es ursprünglich nicht. Was für eine Illusion schafft dieses Leben-und-Sterben? Geburt-Tod, Kommen-Gehen, Leid-Genuss, etc., sind nur Namen und Ideen und darum nicht lebendig. Während es dies nicht gibt, hat aber ein jeder ein klares göttliches Licht, welches die zehn Richtungen der Welt erhellt. Wann und wie kommt es dazu? Wenn Farbe durch das Auge gesehen werden kann und Töne durch die Ohren gehört werden können, dann genau in diesem Moment entsteht es.
Nun, auch wenn wir sagen, dass die Farben durch das Auge entstehen und die Töne durch das Ohr, was nun wenn keine Farben in den Augen und keine Töne in den Ohren sind? Wo entsteht es dann? Wenn es keine Farben oder Töne gibt, ist es leer; und durch plötzliches Karma, wie diesen Dialog den du jetzt liest, entsteht es. Diese Enthüllung des selbst Entstehens kann nicht dargelegt werden. Es kann nicht übertragen werden von den Weisen und Heiligen. In diesem Selbst-Entstehen ist alles Karma von Objekten ausgelöscht; darum aus der Relativität ist die wahre Essenz, das ursprüngliche Gesicht eines jeden.
Obwohl jedes Lebewesen dies seit alten Zeiten kontinuierlich gebraucht und unterhalten hat, hat es sich nie verringert. Dies bedeutet das „ursprüngliche Gesicht“ welches ein jeder von uns seit dem Anfang trägt. Der Körper ist die Kammer des wahren Gesetzes, der Geist ist die hindernislose Kerze. Alles Gesetz wurde offenbart, es ist leer; alles kann klar erkannt werden.
Zen Meister Myo-Vong