Vom „kastrierten“ Buddhisten zum „bösen“ Katholiken – Manifest der dunklen Nacht der Seele
Mein Weg war ein Weg der Dunkelheit, Prüfungen und inneren Kämpfe. Ich wurde verraten, belächelt, verleumdet, bestohlen und verachtet. Familie, Freunde, Schüler und Weggefährten wandten sich ab, als ich vom „gutmütigen, kastrierten Buddhisten“ zum "bösen" Katholiken wurde. Doch dieser Weg war notwendig, um zu finden, was ich suchte: einen Vater, Orientierung und moralische Klarheit. Er führte mich aus oberflächlicher Spiritualität in eine tiefe Religiosität, von der Carl Gustav Jung sagte, dass sie im Kern jeder Kultur verankert ist: das Symbolische, das Archetypische, das uns zu Gott zurückruft.
Vom Buddhismus zur katholischen Mystik
Ich kam zum Zen nicht, um eine neue Religion zu finden, sondern weil ich einen Vater suchte – ein Vorbild, einen Mann, der mich lehren konnte zu leben und zu sterben. In den Zen-Klöstern Japans und Koreas erfuhr ich Jahre des Schweigens, der Disziplin und der Konfrontation mit der eigenen Dunkelheit. Zen ist keine Religion, sondern Religiosität – eine Mystik des Ostens, die den Menschen zu seiner Ganzheit führt. Dort sah ich das Paradoxe: Leben und Tod, Licht und Dunkel, Freude und Schmerz sind untrennbar.
Doch der Westen hat den Zen kastriert, ihn zu einer psychologischen Technik und Wellness-Spiritualität degradiert. Die Mystik wurde entkernt. Statt Religion lebt man eine „dumme Spiritualität“, die keine moralische Ordnung kennt. Carl Gustav Jung warnte: Wer seine eigene Religion verliert, projiziert das Heilige ins Materielle. Der Mensch kann ohne Archetypen nicht leben; er betet dann das Falsche an.
Vaterlosigkeit und moralischer Zerfall
Die sexuelle Revolution und die Antibabypille haben die Gesellschaft von Verantwortung befreit. Sex wurde entkoppelt von Ehe, Kindern und Hingabe. Der Vater verlor seine Autorität. In dieser vaterlosen Gesellschaft wuchs eine Generation auf, die lieber eine PET-Flasche schützt als ein ungeborenes Kind. Feminismus und 68er-Bewegung wollten Befreiung, doch sie erzeugten moralischen Relativismus, in dem Gut und Böse nur noch Konstrukte sind.
Heute ernten wir die Früchte: eine verweiblichte Gesellschaft, Kinder ohne Väter, Männer ohne Vorbilder, eine Kirche, die ihr eigenes Fundament verloren hat. Der Wokeismus und die LGBTQ-Ideologie sind die Enkel der sexuellen Revolution. Die Mutter ist verschlingend geworden, der Vater blind. Wenn Männer ihre Rolle nicht mehr erfüllen, werden Frauen zu Hexen, und schwache Männer dienen als Eunuchen. Nur starke Väter können wieder starke Männer erziehen.
Die dunkle Nacht der Seele
Meine eigene Transformation war ein Durchgang durch die Dunkelheit, die Johannes vom Kreuz „die dunkle Nacht der Seele“ nennt. Ich lebte ein lasterhaftes Leben, bis das Vatersein mich zwang, Verantwortung zu übernehmen. Vater zu sein bedeutet, sich selbst zu opfern. In dieser Nacht stirbt das falsche Selbst. So wurde aus dem Honora Zen Kloster das Kloster Nigredo – Nigredo, die alchemistische Schwärze, das Sterben des alten Menschen, damit Christus geboren werde.
Das Kloster Nigredo: Ort der Reinigung und der Mystik
Heute leite ich das Kloster Nigredo in Reichenburg. Hier verbinden sich Zen-Religiosität und katholische Mystik. Das Kloster ist ein Ort der Begegnung mit Gott, frei von Ideologien und Modeerscheinungen. Religion ist hier keine Theorie, sondern Praxis: Gebet, Meditation, Sakramente und Rituale. Es ist ein Ort der Reinigung, der Heilung und der Rückkehr zu Gott, dem Vater.
„Religion ist das Wiederverbinden mit dem Ursprung. Mystik ist der Weg des Herzens, der Gott erfahrbar macht.“
Rituale und Lebensphasen
Im Kloster spielen Rituale eine zentrale Rolle. Sie strukturieren das Leben und spiegeln die Archetypen, die Jung beschrieb. Initiationsrituale wie die Bergwoche sind Zeiten der inneren Konfrontation. Sieben Tage Meditation und Schweigen werden zu einem einzigen Moment, in dem das Ego stirbt und der Mensch neu geboren wird. Ähnlich markiert die Volljährigkeitszeremonie den Übergang vom Kind zum Mann: Verantwortung übernehmen, sich vor Familie und Gemeinschaft verneigen, den Phönix sterben und auferstehen lassen.
Solche Rituale fehlen in unserer Gesellschaft, die keinen Mut zur Tiefe mehr hat. Im Kloster Nigredo bringen wir Menschen zurück in eine Beziehung zu Gott, zu ihrem eigenen Herzen und ihrer Bestimmung.
Meditation als Schlachtfeld
Meditation ist kein Wellnessprogramm. Sie ist ein Schlachtfeld, ein Ringen um Wahrheit und Klarheit. In der Bergwoche konfrontieren wir uns mit der Endlichkeit: eine Woche ohne Schlaf, in Schweigen und Kontemplation. Hier erlischt der falsche Trost; Gott begegnet uns in der Leere. Meditation ist kein Werkzeug, sondern eine Hingabe an das, was grösser ist als wir selbst.
Lebenskrisen und Einsamkeit
Viele Menschen suchen heute spirituelle Heilung, weil sie verloren sind. Sie wenden sich der Esoterik zu, die oft nur Bauchgefühl und Dummheit vermischt. Ohne Gott glaubt man an alles Mögliche, aber nichts Wahres. Lebenskrisen sind Einladungen, durch die Dunkelheit zu gehen. In der Einsamkeit wird die heilige Frage geboren, die uns aufrichtet. Nur wer seine Seele wirklich sieht, kann frei werden. Das Kloster Nigredo ist ein Ort dieser Freiheit.
Bruder Klaus und die europäische Mystik
Die Mystik des Westens hat einen grossen Heiligen: Bruder Klaus von Flüe. Wie Zen ist auch seine Mystik eine direkte Erfahrung Gottes. Sie führt uns zurück zu unserem Ursprung, zur Einfachheit und zu einer Spiritualität, die sich nicht von Dogmen erdrücken lässt, sondern sie durchlebt. Bruder Klaus ist ein Vorbild für die Vereinigung von Kontemplation und Verantwortung in der Welt. Seine Lehre ist heute aktueller denn je.
Religion statt Spiritualität
Wir leben in einer Zeit, in der Religion durch eine diffuse Spiritualität ersetzt wurde. Religion wurde als Zwang empfunden, Spiritualität als Freiheit verkauft. Doch diese „Freiheit“ ist Illusion. Ohne Religion fehlt uns die Verbindung zum Symbolischen, zu den Archetypen, die uns leiten. Spiritualität ohne Religion ist wie ein Haus ohne Fundament. Jung wusste: Nur wer seine eigene religiöse Tradition wiederentdeckt, kann heil werden. Für uns Europäer ist das Fundament die katholische Kirche – sie ist die Muttersprache unserer Seele.
Die symbolische Sprache
Jeder Mensch hat ein religiöses Grundbedürfnis: geliebt zu sein vom Vater, in der Ganzheit seines Herzens verstanden zu werden. Dieses Bedürfnis wird gesund gestillt, wenn es am richtigen Ort gelebt wird. Ohne symbolische Sprache verkümmert die Seele. Heute verstehen wir Symbole nur noch wörtlich und versuchen, spirituelle Sehnsucht mit Konsum zu stillen. Doch kein physisches Gut kann die Sehnsucht der Seele sättigen. Nur die Kirche, die Sakramente und die gelebte Mystik führen uns in die Ganzheit zurück.
Die Kirche als Spiegel der Seele
Die katholische Kirche ist ein lebendiges Symbol. Sie spricht unsere Seele durch alle Sinne an: geistig durch das Wort, visuell durch Schönheit, haptisch durch Berührung, olfaktorisch durch Weihrauch, auditiv durch Gesang und gustatorisch durch die Eucharistie. Eine Kirche ist Spiegel und Katalysator unserer Seele. Sie führt uns zurück zu Gott, dem Vater, und lehrt uns Hingabe. Schönheit ist nicht Dekoration, sondern Ausdruck des Göttlichen. In einer hässlichen Kirche stirbt die Seele, in einer schönen erwacht sie.
Rückkehr zum Vater - Vom "lieben, kastrierten" Buddhist zum "bösen" Katholik
Meine Reise führte mich durch Zen, durch Einsamkeit, durch Verachtung und Verrat. Ich suchte einen Vater, und ich fand ihn in Gott. Der Weg war lang, voller Dunkelheit und Prüfungen, aber notwendig. Heute weiss ich: Die Welt braucht keine neue Spiritualität, sondern eine Rückkehr zu Religion und Tugend. Wir brauchen starke Väter, Männer, die Männer erziehen, und Frauen, die ihre Würde kennen. Wir brauchen eine Kirche, die wieder leuchtet und Orientierung gibt. Wir brauchen Gott.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.