Zen Koan – Hekiganroku – Nr. 16 – Zen Meister Kyosei’s Grashocker
Das Beispiel
Ein Mönch sagte zu Zen Meister Kyosei: "Eurer Schüler wetzt den Schnabel innen an der Eierschale. Bitte, Meister, brecht die Schale auf." Kyosei fragte: "Will das da drinnen denn auch mit aller Kraft ins Leben?" Der Mönch erwiderte: "Wenns nicht kräftig auf die Welt käme, würden wir ja von allen Leuten ausgelacht." Kyosei sagte darauf zu dem Mönch: "Du komischer Grashocker!"
Engo's Einführung
Den ZEN-WEG kreuzen keine Gassen, so steil ist diese Direttissima. Wer sie erklimmen will, steht einsam und gefährdet in der Felswand. Um des Gesetzes willen lässt er Worte und Gedanken weit hinter sich. Da tut es immerhin gut zu wissen, dass man innerhalb des Tores der Verwandlung einen Zen-Erfahrenen finden kann, der dem Schüler auf seinem Weg je nachdem bald freundlich zustimmt, bald aber auch durch Schelte oder Schläge von Holzwegen abhält.
Meister Kyosei verglich den Vorgang des auf-die-Beine-Helfens öfter mit dem rätselhaften Einklang in der Natur zwischen Vogelmutter und Jungvogel; sobald das Küken im Ei ausgereift ist, versucht es mit seinem zweckdienlichen Hornaufsatz am Schnabel die Eischale von innen her anzufeilen und aufzupicken. Dem kommt die Brüterin entgegen und hackt das Ei von aussen auf.
Vers
Der alte Buddha hatte seine Art zu lehren, Die Antwort des Mönchs fand kein Lob. Fremde einander, Henne und Küken, Wer kann picken, wenn es klopft? Draussen ist die Henne geblieben; Drinnen blieb das Küken. Noch einmal blieb die Henne; Mönche auf der ganzen Welt versuchen diesen Trick vergeblich.