Zen Koan – Hekiganroku – Nr. 29 – Zen Meister Daizui’s «Äonenfeuer»

Das Beispiel

Ein Mönch trat vor Zen Meister Daizui: "Wenn das Äonenfeuer loht, gehn alle tausend Welten unter. Geht dann auch Das unter oder nicht?" Der Meister antwortete: "Es vergeht." Der Mönch, entsetzt, fragte weiter: "Dann folgt es dem Untergang?" Daizui bestätigte: "Es folgt ihm.

Engo's Einführung

Der Mönch, der hier vor Zen Meister Daizui tritt, bezieht seine Frage auf einen Schriften-Vers, der vom Untergang der Welt handelt. Dass "Alles, was geworden ist, vergeht" war einer der stärksten Eindrücke des jung verheirateten Prinzen Buddha, eine Erkenntnis, welcher er einmal mit den Worten Ausdruck gab: "Alles, ihr Jünger, steht in Flammen, entzündet durch das Feuer der Begierden, des Hasses, der Verblendung. Es brennt durch Geburt, Alter und Tod, durch Sorgen, Jammer und Schmerz, durch Gram und Verzweiflung."

Im gleichen Sinne verglich Buddha seinen entscheidenden Schritt aus bürgerlicher Geborgenheit in die "Hauslosigkeit" mit einer Flucht aus einem brennenden Gebäude. Die Stelle, auf die der Mönch anspielt, betrifft die Lehre vom EWIGEN KREISLAUF. In diesem ungeheuren Kreislauf lösen sich vier "Kalpas" (Weltzeiten, Äonen) von unvorstellbar langer Dauer in unaufhaltsamem Wechsel ab. Während unser Altes Testament die Erschaffung der Welt auf nicht einmal sechstausend Jahre begrenzt, dauert ein einziges indisches Kalpa so lange, dass ein gewöhnlicher Mensch es auch nicht in Potenzen auszudrücken vermag.

Weltmeer

Anschaulicher ist ein Gleichnis: Aus dem Weltmeer ragt ein würfelförmiger Felsblock, der je vier Meilen in der Länge, Breite und Höhe misst. Alle hundert Jahre kommt ein Engelwesen geflogen und streift den riesigen Felsquader mit seinem Flügel. Wenn dadurch eines unabsehbar fernen Tages der ganze Felsblock abgetragen ist, dann ungefähr ist ein Kalpa vorüber. Auf einen Kalpa völliger Leere folgt ein Äon der Entstehung unglaublicher Mannigfaltigkeit, so dass man bald von zehn, später von dreitausend Welten spricht.

Nachdem dieses Kalpa sich gebildet und lang dauernden Bestand hatte, folgt als dritte Weltzeit die des Untergangs und deutlich legt auf dieses Kalpa der Mythus besonderen Nachdruck: es ist die Weltzeit, IN DER WIR ALLE UNS BEFINDEN! In ihr kommt es zu drei gewaltigen Katastrophen (man höre und staune): erst entbrennt das all verzehrende Äonenfeuer, dann schwemmt eine Sintflut das Verbrannte fort; schliesslich hebt das Sturmwehen des Äonenwindes an, um auch die letzten Reste von Leben wegzufegen.

Vierte Äon

Danach beginnt der vierte Äon, jener der öden Leere, aus welcher irgendwann wieder eine neue Welt hervorgeht. Von dieser apokalyptischen Vision, die alles, selbst eine Erleuchtung, zunichte machen könnte, ist der Mönch erfasst. (Den Glauben seiner indischen Zeitgenossen an eine vom Schicksal des Leibes unberührte, unsterbliche Seele hatte schon der Buddha mit aller Entschiedenheit bekämpft ebenso wie nach der anderen Seite hin den Nihilismus, der menschlichem Handeln jeden Sinn und jede sittliche Bedeutung absprechen wollte.

Doch diese herbe Nüchternheit war im Laufe der Zeit auch innerhalb des Buddhismus weithin der Konzession gewichen, dem Volk mit der Unsterblichkeit, bzw. Wiedergeburt der Seele, Trost zu bieten). Ihr Mönche, unterscheidet im folgenden Aushang klar, ob einer in dem zu Hause ist oder nur ein Gast, der davon hörte.

Vers

In Äonenfeuers Lohe eine schulische Lehrsatzfrage; Mönchlein zwischen Doppelsperre meistert nicht die Lage. Ist auch zum Erbarmen, dieses Urteil: Es geht unter! Einsam geht er fort, kehrt wieder: tausend Meilen Plage.