Die Berufe und Stände – Lehre mich den Mut, mich selbst und damit auch meine Tätigkeit ganz zu beherrschen!

Die Berufe und Stände aus dem Gebetbuch (Männer im Gebet) meines Grossvaters.

Für eine gute Standeswahl

Du, o Gott, kennst mich. Du weisst am besten, auf welchem Lebensweg ich mein Ziel erreichen kann und am besten deinen Willen erfülle. Für mein Leben bist du der erste Ratgeber und Wegweiser.

Ich bitte dich um Klarheit darüber, was für einen Stand ich für meine Zukunft wählen soll. Ich möchte in jenen Stand eintreten, den du für mich als den besten siehst, und der dir angenehm ist. Ich möchte dort stehen, wo ich auch meinen Mitmenschen nach meinen Fähigkeiten und Talenten Nutzen bringen kann. Du hast unter die Menschen Anlagen und Kräfte verschieden verteilt. Auch mir gabst du Fähigkeiten und Talente, die ich ausbilden und nach besten Kräften verwerten will.

In der Wahl meines zukünftigen Standes möchte ich frei sein von Täuschung und Einbildung. Und daher bitte ich dich, mir deinen Entscheid zu zeigen. Du, Vater im Himmel, hast mir einen Weg bestimmt; erleuchte mich, dass ich ihn recht erkenne.

Amen.

Der Meister betet

Herr und Gott! Durch deine göttliche Fügung bin ich in meinem Betrieb der Vorgesetzte anderer Menschen geworden. Du hast mir damit nicht nur die Sorge um mich und meine Familie gegeben, sondern dazu noch die Sorge um meine Arbeiter und Angestellten.

Ich weiss, dass ich ihnen nicht nur zu gerechtem Lohn und zu guter Behandlung verpflichtet bin. Soweit ich es kann, muss ich sie auch vor seelischem Schaden bewahren und selbst das Beispiel eines christlichen Lebens geben.

Diese Verantwortung lastet oft schwer auf mir. Und oft scheint es mir, als ob ich nicht imstande wäre, sie zu tragen. Doch du kennst mich und meine Kräfte, du siehst meinen guten Willen. Und so baue ich auf deine Hilfe. Hilf mir tragen, was du mir anvertraut hast. Hilf mir sorgen, dass meine Untergebenen in materieller und geistiger Hinsicht gerecht, klug und würdig behandelt werden.

Ich will das ganze Amt und die ganze Pflicht erfüllen, die du mir aufgetragen hast, damit ich mit gutem Gewissen meinen Untergebenen ein Vorgesetzter und dein Stellvertreter sein kann. Bewahre mich vor der Versuchung, nur auf den materiellen Ertrag zu sehen, die Arbeiter nicht als vollgültige Menschen zu schätzen, gegen sie hart und rücksichtslos zu sein. Zeige mir ihre Not und ihre berechtigten Wünsche, damit ich sie verstehe und ihnen helfen kann, soviel ich vermag.

Ich bitte dich, mein Gott, um deinen Segen für meinen Betrieb und mein Geschäft, damit ich in meinem Beruf und in meiner Stellung jederzeit deinen heiligen Willen erfülle.

Amen.

 

Was du unter den Händen hast, damit verfahre wie mit fremden Gut. Es ergötzt dich nur eine kurze Zeit, dann fliesst und schwindet es dahin, und es wird darüber von dir eine genaue Rechenschaft gefordert. (Basilius)

 

Tue Gutes und gib vom Segen deiner Arbeit, den Gott dir gibt, allen Bedürftigen, ohne zu fragen, wann du geben und wann du nicht geben sollest. Gib allen; denn Gott will, dass man allen von seinen eigenen Geschenken gibt. Die Empfänger aber müssen Gott Rechenschaft geben, warum und wozu sie sie empfangen haben. (Hirte des Hermas)

Der Lehrer betet

Vater im Himmel! Tag für Tag übergeben mir die Eltern ihre Kinder zur Belehrung und Erziehung. Sie vertrauen mir damit das Liebste an, was sie auf Erden haben. Und auf mir ruht jeden Tag die Pflicht des guten Beispiels und der guten Schulung. Mein Beruf ist einer der schönsten, den du Menschen übertragen kannst. Doch ist die Verantwortung eine der schwersten. Was ich den Kindern jetzt lehre, wird entscheidend sein für ihr ganzes Leben.

Du, o Gott, bist der Erzieher aller Menschen. Auch ich kann andere nur lehren, wenn ich zuvor bei dir gelernt habe, wenn ich in deinem Dienst stehe. Lehre mich vor allem die Seele meiner Kinder mit hoher Ehrfurcht schätzen, ihre Sorgen und Nöte verstehen, ohne Parteilichkeit und Einseitigkeit für sie zu sorgen.

Lass mich ein wachsames Auge haben für Gutes und Schädliches, für Freund und Feind der Kinderseele. Gib mir die Menschenkenntnis, die mir für die Kinder und ihre Eltern nötig ist. Im rechten Augenblick verleihe mir ein kluges Wort, wie es dein göttlicher Sohn als Kinderfreund gesprochen hat.

So soll mein höchstes Ziel die Bildung der jungen Menschen zu Gotteskindern sein, zu edlen, opferbereiten und tüchtigen Männern und Frauen, denen ich in meinem Namen Führer und Erzieher sein durfte. Dazu gib mir die Gnade, du Vater im Himmel.

Amen.

Der junge Mann betet

Jesus Christus, göttlicher Meister! Du gibst jedem Lebensalter seine Freuden und seine Leiden. In der vollen Kraft meiner männlichen Jugend soll ich mich vor dir bewähren. Du gabst mir Mut und Entschlossenheit, Furchtlosigkeit und Tatkraft. Damit soll ich mein Mannesalter beginnen, meinen Charakter festigen, meinen Beruf ergreifen und weiterbilden, um mich so auf das kommende Leben vorzubereiten.

Du zeigst mir aber auch meine Feinde; Unreinheit und Schwächlichkeit, Ausgelassenheit und Vergnügungssucht, Rücksichtslosigkeit und Starrsinn. Diese suchen mich meiner junger Kraft zu berauben, mir die Zukunft und meine Seele zu verderben.

Ich weiss, dass in diesem Kampf meine eigene Kraft nicht genügt. Ich habe mein Versagen schon oft spüren müssen. Ich brauche zu meinem guten Willen vor allem deine göttliche Hilfe. Bei dir ist alle Lebenskraft und alle Männlichkeit. Du bist der Herr aller Triebe und Neigungen, die in mir arbeiten. Lenke sie in die rechte Bahn! Gib mir Selbstbeherrschung und gute Zucht, solide Lebensart und berufliche Tüchtigkeit.

Auch zu dir, liebe Mutter Gottes, wende ich mich. Du mögest mir ein herrliches Vorbild der Reinheit und Lauterkeit sein. Dich will ich in jedem Mädchen ehren, zu dir um eine gute Gattin und Mutter meiner Kinder beten. Lass mich nicht schwach werden, Mutter des Erlösers, sonder hilf mir durch deine starke Fürbitte bei deinem göttlichen Sohn.

Amen.

 

Hütet eure Zungen!

Das ziemt wohl den Jungen,

Schiebt den Riegel vor die Tür,

Lass kein böses Wort herfür!

(Walther von der Vogelweide)

Der Arbeiter und Angestellte betet

Herr und Heiland! Es ist dein Wille, dass ich als Untergebener meine Kräfte in den Dienst anderer Menschen stelle. Darin bist du mir das grosse Vorbild. Du hast als Gottmensch deine letzte Kraft, deine ganze Liebe und Hingabe in den Dienst aller Menschen gestellt. So stehen alle dienenden Menschen dir besonders nahe. Wir untergebene Arbeiter und Angestellte sind jene Menschen, mit denen du auf Erden am liebsten zusammen warst. Du kennst uns alle, unsere Freuden und unser Leid. So kannst du uns auch helfen, unser Brot ehrlich und fleissig zu verdienen.

In der Sorge um mich und meine Familie soll ich an der Stelle, auf die du mich berufen hast, aushalten und meine Pflicht tun. Ist diese Arbeit oft auch schwer, und kostet es mir jeden Tag ein Opfer, dann kann mir ein Gedanke helfen; Du willst es. Du weisst, wofür es gut ist, auch wenn ich es nicht verstehen kann. Bewahre mich vor Verbitterung und schlechten Gedanken, vor Hass und Ungerechtigkeit im Urteilen und Reden.

Oft muss ich Unrecht und Unzufriedenheit sehen. Doch du gibst mir den Mut, durchzuhalten und stark zu bleiben. Zeige mir dein bitteres Leiden, damit ich sehe, wie ich das meinige verdient habe und wie ich mein Kreuz tragen soll. Was ich tue, soll gut getan sein, wenn es auch die geringste Arbeit wäre. Denn in deinen Augen ist jede Arbeit gut, wenn ich sie als Kreuzträger und in deiner Nachfolge verrichte.

Amen.

Das Gebet an der Maschine

Herr und Gott! Tag für Tag stehe ich an meiner Maschine. Tag für Tag die gleiche schwere Arbeit. Du hast mich auf einen Posten gestellt, der mir zum Segen, aber auch zum Fluch werden kann. Und schon manchem ist solche Arbeit zum Fluch geworden. Wie viele Beschimpfungen und Lästerungen mussten diese Räume schon hören! Wie mancher hat seine Maschine schon verwünscht!

Jetzt komme ich zu dir, mein Gott. Du hast mir diesen Beruf gegeben und diese Aufgabe gestellt in ihrer ganzen Last und Bürde. Aber du kennst ja meine Kräfte besser als ich. Du weisst, was du mir aufgeladen hast. Ich will diesem Kreuz nicht entfliehen. Ich bete auch nicht darum, dass du es mir abnehmst. Auch meinen Arbeitskameraden, die damit nur unwillig fertig werden. Lehre mich den Sinn solcher Arbeit sehen.

Lehre mich den Mut, mich selbst und damit auch meine Tätigkeit ganz zu beherrschen. Ich will nicht nur ein totes Rad sein, das sich drehen muss. Ich will lebendig dienen, wie Jesus Christus uns gedient hat, da er doch unser Meister ist. Dir zuerst will ich dienen. Der ganzen Menschheit von meinem kleinen Platz aus, meiner Familie und mir selbst. Segne auch diesen Ort der Arbeit, o Herr, der deinen Segen so bitter nötig hat. So soll mir die Last zum Segen und der Schweiss zu einer Gnade werden.

Amen.

Gebet um Gottes guten Rat

Vater des Lichts! Bei dir ist Weisheit ohne Mass und Barmherzigkeit ohne Grenze! Du weisst alles, was mir gut ist. Du kennst den Weg, den ich gehen soll, und das Ziel, das ich erreichen möchte. Du kennst die guten und schlimmen Folgen, die für mich und meine Mitmenschen aus meinem Entschluss entstehen werden. Sende einen Lichtstrahl deiner Weisheit in meine Seele und in meinen Verstand, damit ich sehe, was wahr oder falsch was gut oder böse, was dir gefällig oder missfällig ist.

Stärke mich, dass ich das wähle, was ich in meiner Sterbestunde gewählt haben möchte. In deinem Namen, o Herr, will ich überlegen, was ich tun oder unterlassen soll. Vor dir will ich mich entschliessen, und unter deinem mächtigen Beistand will ich das vollbringen, wozu ich ich entschlossen habe.

Amen.

 

Es ist eine leichte, uns kurzsichtigen Menschen äusserst notwendige Kunst, sich mit dem Allwissenden beratschlagen zu können. Wer weiss, was morgen geschieht? Keiner, als der den heutigen Tag gemacht hat und auch den morgigen sein Dasein geben wird. Also will ich vor jedem wichtigen Geschäft mit Gott zu Rat gehen, ehe ich Hand anlege. (J.M. Sailer)