Kleiner Kreuzweg – Öffne mir die Augen für die Schule des Leidens, dann werde ich mit dem fertig, das am Wege meines Lebens steht

Kleiner Kreuzweg aus dem Gebetbuch (Männer im Gebet) meines Grossvaters.

Zum Beginn

Mein Heiland und Erlöser, du willst mich mitnehmen auf deinen schweren Kreuzweg. Ich weiss, dass ich nicht nein sagen darf, wenn ich dein Jünger sein will. Im Kreuze ist grösste Lebensweisheit. Wenn ich sie doch erkennen könnte! Öffne mir die Augen für die Schule des Leidens. Dann lerne ich, wie du mich liebst. Dann werde ich mit dem Leiden fertig, das am Wege meines Lebens steht. Dann wird es mir zum Segen und allen, mit denen ich es tragen soll. Ja, nimm mich mit auf deinen schweren Weg!

Erste Station

Jesus wird zum Tode verurteilt

Ein charakterloser Mensch richtet dich, und eine verhetzte Menge verlangt deinen Tod. Wie ruhig bleibst du! - Wie rege ich mich auf, wenn ich mich beleidigt fühle! Gegen vermeintliches Unrecht! Herr, lehre mich, auch Unrecht ruhig auf mich zu nehmen!

Zweite Station

Jesus nimmt das Kreuz auf sich

Welch furchtbares Marterholz ist das Kreuz! Und du nimmst es mit ausgebreiteten Armen. Harte Krippe und hartes Kreuz - Anfang und Ende deines Lebens!  - Mit Weinen kommen wir und mit Weinen gehen wir aus dem Leben. Nur bei dir ist alles Leiden Gewinn und Verdienst. Lass mich immer bei dir sein!

Dritte Station

Jesus fällt zum ersten Male

Das Kreuz ist zu schwer für dich. Jetzt drückt es dich gar zu Boden. Hohn und Spott ergiesst sich über dich, - O Herr, lass mich doch nicht hart werden gegen Arme. Das Kreuz vieler Menschen ist ja viel drückender und schwerer als das meine.

Vierte Station

Jesus begegnet seiner heiligen Mutter

Unendlich bitter ist diese Begegnung von Mutter und Sohn! Und doch hat dir die Mutter schweigend Trost gebracht. - Du, Gottessohn, hast mir die Schmerzensmutter zur eigenen Mutter gegeben. Wenn Kummer und Sorgen mich drücken, wird sie mich verstehen, sie wir mir helfen!

Fünfte Station

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Man zwingt irgendeinen Mann, dir zu helfen. Er kennt dich nicht, fühlt nur die Schande. Welche Hilfe wird das! - In den letzten Dingen bin auch ich allein. Wenn alle Hilfe versagt, bist du doch bei mir. Hilf mir, denn ohne dich kann ich nichts.

Sechste Station

Veronika reicht Jesus das Schweisstuch

Eine Frau hat Mitleid mit dir. Das macht sie stark. Sie achtet die Beschimpfungen nicht und hilft dir, so gut sie kann. - Menschenfurcht ist der Feind der Manneskraft. So oft bin ich ihr unterlegen. Diese starke Frau sei mir Beispiel. Präge auch mir dein Bild ein, dein Antlitz mit der Dornenkrone.

Siebente Station

Jesus fällt zum zweiten Male

Ein zweites Mal drückt dich die Last des Kreuzes nieder auf die rauhe Strasse. Und wiederum reisst man dich hoch. Schrecklich brennen aufs neue die Geisselschläge! - Oft war mir die tägliche Last zuwider. Oft wollte ich ihr entfliehen, sie abwerfen. Ich will an dich denken und mein Kreuz jeden Tag neu auf mich nehmen.

Achte Station

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Die Frauen bemitleiden dich. Du aber siehst tiefer. Ihr Mitleid nützt nichts, wenn sie ihre eigene Schuld nicht einstehen. - Was nützt es mir, wenn ich Mitleid mit deinem Leiden habe, meine eigenen Sünden aber zu entschuldigen suche, wenn ich sie auf die leichte Schulter nehme! gib, o Herr, Reue in mein Herz!

Neunte Station

Jesus fällt zum dritten Male

O Herr, du bist völlig erschöpft. Nur der Gedanke an uns gibt dir übermenschliche Kraft, ein leichtes Mal aufzustehen und das Übermass von Schmerzen auf dich zu nehmen. - In tiefster Not der Seele bist du die einzige Rettung. Wenn ich noch so schwer falle, hilf mir, du Mann der Schmerzen. Wer könnte mir besser helfen als du?!

Zehnte Station

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Auch diese Schande wird dir nicht erspart. Nun bist du ganz arm geworden. Ein Bild des Jammers! - Wegen der Schande unserer Sünden trägst du diese Schmach. Und da suchen wir Bequemlichkeit und Luft des Leibes!

Elfte Station

Jesus wird ans Kreuz genagelt

Jetzt verlierst du die letzte Freiheit. Hilflos bist du angeschmiedet. Alles hast du preisgegeben. - Meine Widerspenstigkeit, meine Begierlichkeit verdient es, angenagelt zu werden. Gerne gäbe ich sie preis, um dich zu besitzen.

Zwölfte Station

Jesus stirbt am Kreuz

Alles hast du hingegeben. Deine heilige Seele gibt du dem Vater. Erlöst die Erde erschauert vor diesem letzten Opfer. - Was habe ich dir bis jetzt gegeben? Hilf mir, dass ich in meiner Sterbestunde dir ein wohlgefälliges Lebensopfer darbringen kann, dass die Liebe zu dir mein Letztes sei.

Dreizenhte Station

Jesus wird vom Kreuz genommen

Starr und blass liegt dein heiliger Leib im Schosse der Mutter. Sie hat alles verstanden. Nun ist sie die Mutter aller Erlösten geworden. - Gib mir Maria zur Mutter! Sie kennt mich und versteht mich. Sie wird mich auch lehren, das Geheimnis deines Todes zu verstehen.

Vierzehnte Station

Jesus wird ins Grab gelegt

Wie man das Samenkorn in die Erde legt, so trägt man dich zu Grabe. Aus deinem Tod kommt ewiges Leben! Ostern für alle, welche mit dir das Kreuz tragen. Ich darf deinen heiligen Leib empfangen und mit ihm göttliche Kraft. Heiliger Leib meines Herrn Jesus Christus, ernähre meine Seele zum ewigen Leben!

Zum Schluss

Eine göttliche Erkenntnis hast du mir gegeben, göttlicher Meister! "Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Viel fehlt mir noch zum guten Kreuztragen. Ich danke dir für diese Lehre. Auch ich möchte einmal ruhigen Mutes sagen: "Es ist vollbracht!" Durch dein Kreuz und Leiden hilf mir und jedem armen Sünder! Amen.

Die Heilandsklage am Karfreitag

Mein Volk, was tat ich dir? Womit betrübe ich dich?

Antworte mir!

Weil ich dich aus dem Lande Ägypten befreit, hast du deinem Heiland das Kreuz gezimmert.

Weil ich dich durch die Wüste geleitet vierzig Jahre und dich mit Manna gespeist und in ein Land geführt habe, reich und gut, hast du deinem Heiland das Kreuz gezimmert.

Was hätte ich dir mehr tun sollen und tat es nicht? Ich habe dich gepflanzt wie meinen auserlesenen Weinberg. Aber du bist mir bitter geworden. Mit Essig hast du mich in meinem Durst getränkt, durchbohrtest mit der Lanze deines Heilands Brust.

Ich schlug Ägypten deinetwegen und seine Erstgeburt. Und du hast mich gegeisselt und verraten.

Ich stille deinen Durst mit Wasser vom Felsen. Und du gabst mir Galle und Essig zu trinken.

Ich schlug die Könige der Kananäer deinetwegen. Und du hast mit dem Rohr mein Haupt geschlagen.

Ich habe dich erhöht mit grosser Macht. Und du hast mich aufgehängt am Kreuzespfahl.

Mein Volk, was tat ich dir? Womit betrübte ich dich?

Antworte mir!