Das Morgengebet – Die Tage bestatten dein Leben, die Stunden sind seine Totengräber

Das Morgengebet aus dem Gebetbuch (Männer im Gebet) meines Grossvaters.

Jeder Tag des Lebens ist eine Aufgabe, die richtig gelöst werden muss. Gott selbst stellt diese Aufgabe. Wenn es auch ein Tag wird wie hundert andere, so ist er doch in den Augen Gottes so viel oder so wenig wert, als wir aus ihm machen. Ein kleiner, aber bedeutender Zeitabschnitt unseres Lebens, ein kleiner Schritt näher dem Tod und der Rechenschaft vor Gott.

Ein rechter Tag soll einen rechten Anfang haben. Der erste Schritt in den neuen Tag kann entscheidend sein. Er bricht wagemutig die schlechte Laune und die Schläfrigkeit. Wir machen diesen ersten Schritt mit Gott, dem Schöpfer des neuen Tages. Wir grüssen ihn und erbitten den Segen für das Tageswerk und für alle, die uns diesen Tag auf irgendwelche Weise anvertraut werden. Das grosse Kreuzzeichen, das wir über uns machen, zeigt und die kommende Last des Tageswerkes, aber auch den Ort, wo wir Mut schöpfen können.

Das Morgengebet

Du hast mich, o Gott, zu einem neuen Tag aufwachen lassen. Mit grosser Freude grüsse ich dich. Jeder Tag hat seine Last, und so wird auch der heutige Tag sein Mass haben. Doch weil ich dich, o Gott, in mir tragen darf, grüsse ich dieses Kreuz mutig und froh. Du gibst mir damit ein Zeichen, dass du mir Vertrauen schenkst. Ich will es nicht enttäuschen.

Was du mir gegeben hast, stehe auch heute in deinem Dienst: meine Manneskraft, mein Verstand, meine fünf Sinne und mein ganzer guter Wille. Dies alles kommt von dir. Heute will ich dir zeigen, dass alles dir dienen soll. Dein heiliger Wille geschehe von der ersten bis zur letzten Stunde.

Verscheuche von mir schlechte Laune und Schläfrigkeit. Gib mir dafür Mut und Vertrauen trotz allen Widerständen. Mut zur Arbeit, zur guten Gemeinschaft mit meinen Mitmenschen, zur opferstarken Tat eines richtigen Mannes und Bürgers. Ich will dich bekennen vor den Menschen und dich zu ihnen hinaustragen.

Und jetzt bitte ich dich um deinen Segen. Segne mich, himmlischer Vater, der du mir das Leben gegeben hast. Segne mich, Sohn Gottes, der du für mich gelitten hast. Segne mich, Gott Heiliger Geist, du Geist der Wahrheit und der Liebe. Im Namen Gottes fange ich an. Amen.

Aufopferung

Vater, du hast mich geliebt, ehe ich dich lieben konnte. Du gabst deinen Sohn aus Liebe zu mir in den Tod. Und dein Sohn hat sich geopfert, um mich dein Kind werden zu lassen. Darum will ich dich, o Vater, in deinem Sohne lieben und ehren, sein Abbild werden, wie er dein Abbild war und ist. Amen

Erhebung in den Willen Gottes

Herr und Gott! So viele Bitten richten die Menschen täglich an dich. Und doch weisst du selbst am besten, was wir brauchen und was uns gut ist. Darum möchte ich nicht um dies und jenes bitten. Ich möchte mich dir zeigen, wie ich bin, mit allen meinen Schwächen und meiner Not, mit all meiner Trostlosigkeit und Einbildung. So will ich einfach um deine sorgende Hilfe bitten. Tu an mir, was dir gefällt. Ich weiss, dass du mir nur Gutes tust.

Schickst du mir Freude, so will ich in dir mich freuen. Schickst du mir Leid, so will ich es mit dir tragen. Was du über mich beschlossen hast, nehme ich alles an. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden. Du allein kennst die Grenzen meines Lebens. So will ich in dir und für dich leben, damit ich in dir sterben kann. Dein bin ich im Leben und im Tode. Amen.

Morgengebet zum Heiligen Geist

Heiliger Geist! Ausspender der göttlichen Gnaden! Dein heiliges Licht des Geistes erflehe ich an diesem Morgen! Es soll mir den Weg erleuchten, den ich zu gehen habe nach Gottes Willen. Dich bitte ich, dass du bei mir bleibst, damit ich den Willen des Vaters immer erkenne und damit seine Pläne an mir wahr und wirklich werden und mein Wille mit ihm eins wird.

Von dir erhoffe ich Mut und Kraft, Wärme und Warnung zur richtigen Zeit. Denn was ich denke und tue, soll aus mir immer mehr einen neuen Menschen machen, der nach dem Willen des Vaters durch das kostbare Blut des Sohnes und mit deinem Beistand heilig und gerecht ist. Dann werde ich meinem Herrn und Meister, Jesus Christus, ähnlich und gleichförmig. Amen.

Die gute Meinung

Vater im Himmel! Du hast meinem Leben ein hohes Ziel gegeben. Hier auf Erden soll ich in meinem Beruf die grösste Tüchtigkeit erreichen, die in meinen Kräften liegt. Ich soll damit meinen Mitmenschen Freude bereiten und Nutzen bieten, weil dir getan ist, was ich meinem Nächsten tue. Uns Männern hast du als Schöpfer die Familien anvertraut und uns zu ihren Schutzherren und Verantwortlichen gemacht, dass unsere Familien deinen göttlichen Willen erfüllen. Und damit willst du meine Kraft erproben, damit ich mir die Heimat verdiene, welche du mir bereitet hast von Anbeginn.

Ich weiss, dass ich dieses Ziel mit deiner Hilfe erreichen kann. Doch lehrt mich jeder Tag, wieviel Schwäche, Menschenfurcht, Stolz und Versuchung diesem grossen Ziel entgegenstehen. Wenn ich es doch wenigstens dazu bringen könnte, mein Denken, Reden und Handeln ganz und guten Gewissens vor dir zu verantworten! Darauf soll heute mein Bemühen gerichtet sein.

Ich will so denken und wünschen, wie Jesus an seiner Stelle gedacht und gewünscht hätte. Ich will arbeiten und beten, wie er es an meiner Stelle tun würde. Die Geschäfte des heutigen Tages mögen so werden, dass sie im Dienste Gottes bestehen können, so unmöglich es mir manchmal auch scheinen mag; denn ich weiss, dass alles nur so bei dir Wert hat.

Das will ich tun, trotzdem ich meine Schwachheit aus langer Erfahrung kennen und sie mich nichts Gutes hoffen lässt. Du, o Vater, gibst mir diesen guten Willen. Gib mir auch das Vollbringen. Heute Abend möchte ich dir dafür frohen Herzens danken, dass ich einen Tag so gelebt habe, wie ein richtiger Mann leben soll. Dazu gib mir o Gott, deine Gnade. Amen.

Morgengebet zur Muttergottes

Du Mutter unseres Herrn Jesus Christus! Du bist die demütige Magd des Herrn gewesen. Wie es dir die Freude des Lebens war, den Willen Gottes zu tun, so hilf auch mir dazu in mütterlicher Sorge. Deine Fürbitte macht mein Gebet vor Gott gut und rein. Der Gehorsam gegen Gott soll meine Freude, das Vertrauen auf dich meine Sicherheit sein. Dienerin des Herrn zu sein, ist dein Ruhm und deine Ehre geworden. Lass auch mich wahre Grösse und wirkliches Glück darin finden, dass ich Gott diene, am heutigen Tag und immer.

Vom eilenden Leben

Wie sich das Wasser mit den Fingern nicht festhalten lässt und nicht stillsteht, ebensowenig bleibt das Leben des Menschen stehen. Die Tage bestatten dein Leben, die Stunden sind seine Totengräber, in Tagen und Stunden entschwindet dein Leben von der Erde. Das Leben, das du am heutigen Tag verlebst, entflieht und entschwindet mit dem Ende dieses Tages. Denn jeder Tag nimmt das Seinige von deinem Leben weg und lässt es sich entschwinden. Von Gott ist dein Leben gemessen. Es vergeht schnell; denn es gibt keine Möglichkeit und keinen Ausweg, dass es stehenbleibt und ruht.

Weihe der Arbeit

Vater, ich beginne bald meine Arbeit. Es ist dein Wille, dass ich meine Kräfte brauche, um mir und anderen nützlich zu sein. Ich bitte dich, segne diese meine Arbeit. Von dir kommt meine Kraft, dass ich sie zum Guten gebrauche. Wer alles recht braucht, was er hat, dem wir noch mehr dazugegeben werden. Nicht nur für dieses Leben will ich arbeiten. Ich will mit damit die Ewigkeit verdienen. Dass ich an die Arbeit gehen soll, ist mir ein Wink deiner Weisheit und ein Ruf deiner Liebe. Sie wird ein Gottesdienst werden, wenn ich sie dir zuliebe und im Vertrauen auf dich verrichte. Mit Gott fange ich an. Amen.