Tibetischer Buddhismus – Lama Weisheit – Milarepa der tibetische Yogi und Meister

Tibetischer Buddhismus wurde sehr stark von Milarepa beeinflusst. Der Yogi Milarepa (1040 - 1123) war ein Heiliger, Weiser und tibetischer Patriarch.

Ich verbeuge mich zu Füssen des heiligen Meisters. Dank meines Verdienstes konnte ich den Meister treffen, und bin nun zu dem Ort gelangt, von dem mein Meister von seinen Prophezeiungen sprach.

Ich bin glücklich in der strahlenden klaren Meditation, über die Offenheit des Geistes. Äusserst glücklich, dass das Spiel der Erscheinungen nie aufhört, und werde immer glücklicher, je grösser das Auf und Ab der Erfahrung ist.

Ich bin glücklich in meiner Daseinsform, frei von schlechtem Karma. Äussert glücklich über jede Art von Chaos und werde immer glücklicher, je wilder die furchterregenden Erscheinungen sind.

Ich bin glücklich über das gleichzeitige Erscheinen und Vergehen der gestörten Gefühle. Äussert glücklich über jede Steigerung der Gefahr und noch glücklicher, wenn ich nicht krank bin.

 

Ich bin glücklich, denn ich erfahre Leid als Glück. Bin äusserst glücklich mit den Erfahrungen der Übungen und noch glücklicher beim Springen, Laufen und Tanzen.

Glücklich bin ich mit meiner Sprache, einer Schatzkammer spontan entstehender Lieder. Äusserst glücklich mit der Melodie gesungener Worte und noch glücklicher, wenn ich damit Verdienst ansammeln kann.

Ich bin glücklich im Raum meines mutigen und starken Geistes. Äusserst glücklich über alles, was sich spontan von selbst präsentiert und werde immer glücklicher, je mehr erscheint.

Des Yogis glückliche Erfahrungen sind sein Begrüssungsgeschenk beim Treffen mit seinen hingebungsvollen Kindern.

 

Das Lied der Schüler - Tibetischer Buddhismus

Mein Meister, du bist ein Buddha und mit dem Gesetz eins. Du zeigst den untrüglichen Weg zur Befreiung. Und dein mitfühlendes Handeln gereicht zum Segen der Lebewesen. Untrennbar von mir weilst du als mein Kornjuwel.

Ihr hier anwesenden Schüler; das heilige Gesetz kann auf viele Arten geübt werden. Besonders günstig ist, wer den tiefgründigen Weg praktiziert. Wollt ihr Buddhaschaft in einem Leben erlangen, solltet ihr eure Selbstsucht nicht zu stark werden lassen. Werdet ihr von ihr überwälltigt, begeht ihr vielerlei Tagen, gute wie schlechte, und fallt in die niederen Daseinsbereiche.

Erweist ihr dem Lehrer Dienste, solltet ihr euch nicht zuviel darauf einbilden. Sonst werdet ihr Schüler mit dem Meister unzufrieden. Geschieht dies, kann das anstrengende Ziel nicht erreicht werden.

Wollt ihr eure Eide und Gelübde bewahren, solltet ihr nicht in den Ortschaften der Laien schlafen. Sonst entwickelt ihr schlechte Gewohnheiten. Geschieht dies, richtet ihr eure Versprechen zugrunde.

 

Wenn ihr Schüler den Studien nachgeht, seid nicht zu stolz auf blosse Worte. Sonst entzündet sich das erloschene Feuer der fünf Geistesgifte von neuem. Ist es wieder angefacht, stört es den Wunsch nach tugendhafter Praxis.

Wenn ihr zusammen mit Freunden meditiert, solltet ihr euch nicht mit allem möglichen beschäftigen, sonst werdet ihr von der tiefgründigen Praxis abgelenkt. Seid ihr abgelenkt, werdet ihr vom Segen der Lehre Gottes abgeschnitten.

Wenn ihr Methoden der mündlichen Überlieferung praktiziert, benutzt ihren Segen nicht, um Dämonen zu bannen. Sonst wird sich der eigene Geist als Dämon erheben, und ihr werdet tüchtig nur im Ausüben von Dorfritualen.

Wenn ihr über spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse verfügt, erzählt nicht hochmütig, ihr hättet übersinnliche Wahrnehmungen. Sonst richtet ihr die geheime Zeichensprache zugrunde. Geht dies verloren, vermindern sich die guten Eigenschaften, die Zeichen des spirituellen Weges.

Habt ihr diese Fehler eingesehen, lasst sie sein! Tut nichts Schlechtes und esst keine ergaunerte Nahrung. Tragt keinen Nachlass mit dem Stempel des Toten weg. Führt keine schmeichlerischen Reden, seid bescheiden und stellt auch auf eigene Füsse.

 

Das Lied - Tibetischer Buddhismus

"Meister, erkläre uns bitte, wie wir uns auf eigene Füssen stellen sollen", sagten die Nonnen, worauf er mit diesem Lied antwortete:

Ich bete zu meinem gütigen Meister! Gewähre dem Bettler deinen Segen, damit er mit seiner Praxis glücklich ist.

Ihr jungen Schülerinnen, Neulinge in der Meditation. In Ortschaften voller Betrug, voller guten und schlechten Konsequenzen wurdet ihr als Kinder nicht vom Segen abgeschnitten und hörtet die Lehre. Habt euch nicht auf falschen Wegen verloren und mich getroffen. Ihr konntet Meditation üben, weil ihr viel Verdienst angesammelt habt, und ihr brachtet durch den Segen des Meisters spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse hervor.

Sie nur hervorzubringen aber nützt nichts, ihr müsst fest auf eigenen Beinen stehen. Diese Unterweisungen, wie man selbständig wird, geben ich euch voller Liebe, so hört gut zu!

Wenn ihr in der Abgeschiedenheit der Berge lebt, denkt nicht an die Vergnügungen in den Ortschaften. Sonst zerstreuen die Teufel den Geist. Richtet den Geist nach innen, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

Wenn ihr Standhaftigkeit in der Meditation entwickeln wollt, haltet euch vor Augen, wie ungewiss der Zeitpunkt des Todes ist. Und erinnert euch an die unbefriedigende Natur des Daseinskreislaufs. Hegt nicht den Wunsch nach Glück in diesem Leben. Lernt es, Schwierigkeiten auf euch zu nehmen, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

Wenn ihr tiefgründige Unterweisungen über die Meditation erhalten habt, strebt nicht nach Wissen und Gelehrtheit, sonst seid ihr nur noch auf Dorfrituale aus. Mit solcher Art von Tüchtigkeit verschwendet ihr sinnlos euer Menschenleben. Übt bescheidene Zurückhaltung, so werdet ihr fest auf euren eignen Beinen stehen.

Wenn verschiedene spirituelle Erfahrungen  und Erkenntnisse entstehen, verfallt nicht in den Eigendünkel, darüber zu sprechen zu wollen. Sonst werden die Engel verärgert. Meditiert ohne Ablenkung, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

Wenn ihr mit dem Meister zusammen seid, prüft nicht, welche Stärken und Schwächen er hat, sonst werdet ihr unzählige Fehler in ihm sehen. Übt euch in reiner Wahrnehmung, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

Wenn ihr zusammen mit Brüdern (Mönchen) und Schwestern (Nonnen) meditative Ermächtigungen erhaltet, wünscht euch nicht, ganz vorne zu sitzen und alles besser zu wissen. Sonst wird durch Anziehung und Abneigung euer Eid verletzt. Seid harmonisch miteinander, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

 

Wenn ihr in die Ortschaften zum Almosengang geht, betrügt die Menschen nicht mit falschen Lehren, sonst fallt ihr in die niederen Daseinsbereiche. Handelt geradeheraus, so werdet ihr fest auf eigenen Beinen stehen.

Seid niemals selbstgefällig und selbstsüchtig, sonst werdet ihr blasierte Idole. Gebt Lüge und Betrug auf, so bleibt ihr innerlich unabhängig.

Für Menschen, die innerlich selbständig werden wollen, gebe ich diesen Unterweisungen, wie man sich auf eigene Füsse stellt. Ich gebe sie euch zu eurem eigenem Nutzen und dem der anderen, bewahrt diese Gabe in eurem Herzen.

 

 

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